Der Wahlzettel wird am Sonntag wohl bei einigen in der Wahlkabine für Staunen sorgen, denn er ist so lang wie noch nie: Gleich 14 Listen buhlen am Sonntag bei der Gemeinderatswahl und teils auch der Wahl der Bezirksräte um Stimmen.
Neben den sechs arrivierten Parteien sind das acht kleinere Gruppierungen, von denen in Graz bloß eine aus der Gemeindestube bekannt ist: Die Piraten verfügten 2012 bis 2017 über ein Mandat, das wollen sie mit Florian Lammer wieder schaffen – mit Forderungen nach einer Citymaut, verpflichtenden Volksabstimmungen bei Großprojekten und einem Einfluss nehmenden Jugendgemeinderat.
Videointerviews, Teil 1: Die Partei, Team HC Strache, WiR
Die Liste Verantwortung Erde, welche als erste die notwendigen 200 Unterstützungserklärungen abgegeben hat, konnte im März in Villach einen Wahlerfolg verbuchen. Thematisch geht es stark um den Klimawandel, handelt es sich bei den Mitgliedern doch um Umwelt-Aktivisten. Eine zentrale Forderung sind auch Bürgerräte nach irischem Vorbild.
Mit diesem Wunsch ist man sich mit Die Österreichische Partei um Nikita Reichelt einig. Der Ableger der Satirepartei von EU-Parlamentarier Martin Sonneborn mischt ernste Anliegen wie Luftverschmutzung sowie Frauen-und Jugendthemen mit Waghalsigem: dazu gehören ein digitalisierter Uhrturm, Skatepflicht oder ein Weltraumbahnhof am Schloßberg.
Videointerviews Teil 2: Piratenpartei, dieBasis
dieBasis indes ist ein Ableger der Basisdemokratischen Partei Deutschlands, die rund um Proteste gegen Corona-Maßnahmen gegründet wurde: Karina Priebernig will sich für mehr Transparenz und Grund- wie Freiheitsrechte einsetzen – und gegen einen „Impfzwang durch die Hintertür“.
Die Freie Bürgerpartei um Werner Theiss will leistbares Wohnen, Selbstbestimmung, Sicherheit und eine konsequente Haltung in der Migration.
Videointerviews Teil 3: Graz im Herzen, Verantwortung Erde*, Freie Bürgerpartei
Ein „Lebenszeichen“ will das Team HC Strache in Graz setzen, wie Parteiobmann Strache betont – er unterstützt sein Team um Sven Stadler am Mittwochabend beim Abschluss im „La Fleur“. Punkten will man mit Verkehrslösungen für Außenbezirke, Wohnungssanierungen für ältere Menschen und der Forderung nach mehr Polizei.
Aus dem Umkreis der Partei sind zwei weitere Listen für die Wahl in Graz hervorgegangen: Graz um Herzen um Günter Gartler und Wir – Gemeinsam für Graz mit der Einzelkämpferin Brigitte Simon-Daum wollten eigentlich gemeinsame Sache machen, gingen dann aber doch getrennte Wege. Gartler will sich bei den Themen Bauwut, Verkehrsplanung und Gesundheit positionieren, Simon-Daum will niedergelassene Ärzte fördern und jungen Menschen mittels Zuschüssen zum Eigenheim verhelfen.
Ob es parallel zur Oberösterreich-Wahl, wo eine Liste von Impfskeptikern (MFG) das Zünglein an der Waage zwischen FPÖ und SPÖ spielen dürfte, einer der „Kleinen“ in den Gemeinderat schafft? Laut unserer OGM-Umfrage von Anfang September scheint das unwahrscheinlich: Hier erreichten die „anderen“ gemeinsam gerade einmal drei Prozent.
*Die Videointerviews führten wir mit den jeweiligen Spitzenkandidatinnen und -Kandidaten, mit Ausnahme der Liste "Verantwortung Erde", die auf eigenen Wunsch zwei andere Vertreterinnen und Vertreter schickten.