Es ist ein ruhiges Siedlungsgebiet gleich um die Ecke der Kärntner Straße, nicht weit entfernt vom Kreisverkehr Webling: Kleine Einfamilienhäuser mit gepflegten Gärten reihen sich in der Trattfelderstraße in Straßgang aneinander, viele wohnen schon seit Generationen hier. Doch nun ist die Aufregung groß. Grund ist der Entwurf für einen Bebauungsplan, der kürzlich vorgestellt wurde: Auf mehreren Grundstücken direkt an der Straße soll ein großer, zweiteiliger Gewerbekomplex vornehmlich mit Büros entstehen. Was den Menschen aus der Siedlung dabei besonders aufstößt, ist die geplante Höhe des Gebäudes – bis zu 29 Meter, also rund zehn Stockwerke, was nicht nur wesentlich höher als die Häuser dahinter ist, sondern auch das Möbelhaus Kika direkt gegenüber sehr deutlich überragen würde.

Fast alle Anrainer werden Einwendungen einbringen

"Der Siedlungscharakter hier wird total zerstört", klagt Peter Stadler, der sich mit den Nachbarinnen und Nachbarn zusammengetan hat, die hier einen Kniefall vor den Investoren orten. Praktisch alle von ihnen werden Einwendungen gegen den Bebauungsplan-Entwurf vorbringen, außerdem wurden schon mehr als 70 Unterschriften gesammelt. Viele befürchten, dass man ihnen von den Büros aus direkt in den Garten schauen kann – und auch, dass die teuren Photovoltaik-Anlagen, in die einige von ihnen investiert haben, nun aufgrund des Schattens einen großen Teil ihrer Wirkung verlieren würden. Was den Menschen ebenfalls sauer aufstößt: Nachbarn, die ihr Haus nur um ein Stockwerk aufstocken wollten, bekamen eine Absage – mit Verweis auf das Siedlungsgebiet.

"Man will uns das als Lärmschutz verkaufen", fühlt sich Stadler zusätzlich gefrotzelt: "Dabei schirmen die Hecken bei der Kärntner Straße den Straßenlärm gut ab – und zehn Meter würden dafür auch leicht reichen." Das Problem sei ein anderes: Bei der Park-&-Ride-Anlage Webling würden 24 Stunden am Tag Fernbusse halten und dabei oft Heizung oder Klimaanlage laufen lassen, auch die Fahrgäste, oft in Ferienstimmung, seien nicht gerade leise – all das würde per Rückschall noch mehr in der Siedlung zu hören sein.

Erst ein Entwurf

Der Stadtplanungschef will beruhigen: "Erstens handelt es sich erst um einen Entwurf, ein Bauvorhaben gibt es noch nicht. Und zweitens sollen die hohen Bauteile nur direkt vorne an der Straße stehen", sagt Bernhard Inninger. Man wolle mit dem Gebäude – errichten will es eine Projektgruppe als Bürogebäude, unten könnte ein Nahversorger oder ein Ärztezentrum untergebracht werden – "zwei Dinge unter einen Hut bringen". Nämlich einen Übergang vom Gewerbegebiet (etwa mit Kika gegenüber und Anton Paar etwas weiter weg) zum Wohngebiet schaffen, indem man auf der Rückseite nur vier Stockwerke hoch baut und auch zehn Meter Abstand hält. Die Simulation zeige, dass die PV-Anlagen genügend Energie liefern, so Inninger. Ziel des Konzepts sei es, das Wohngebiet abzuschirmen und Pufferzonen mit Frei- und Grünflächen als Übergang zu bilden.

Was sich im Entwurf "städtebaulich adäquater Übergang" nennt, ist für die Menschen in der Siedlung nicht akzeptabel. "Wir fordern, dass die Gebäude-Obergrenze höchstens 13 Meter betragen darf und mindestens 15 Meter Abstand gehalten werden müssen", sagt Stadler. Klar ist indes auch nicht, ob überhaupt beide Baukörper, die gemeinsam eingereicht wurden, realisiert werden: Denn noch sind nicht einmal alle Grundstücke im Besitz der Projektgruppe.