156 Tage, also etwas mehr als fünf Monate, war er unterwegs: Der Grazer Jakob Illek hat sich im Februar von der steirischen Landeshauptstadt aus per Autostopp auf den Weg nach Südkorea gemacht. Nach 183 Mitfahrgelegenheiten, elf Busfahrten, einer Zugreise und einem Flug hat er sein Ziel SaeManGeum erreicht. Auch wenn er seinen ursprünglichen Plan mehr als einmal ändern musste. 

156 Tage autostoppend unterwegs: Reisen mal anders

Zum Beispiel, als der Grazer sich in den Iran verliebte und sein Visum kurzerhand verlängerte, um Land und Leute noch besser kennenzulernen. "Autostoppen ist eine so bereichernde Art des Reisens, weil man so gut in ein Land eintauchen und Einheimische kennenlernen kann", erzählt Illek. "Aber man braucht die Zeit dazu. Zeit ist immer die eine große Bedingung." Die war schließlich auch der Grund, warum der Steirer letzten Endes nicht die gesamte Strecke wie geplant autostoppend zurücklegte, sondern in Indien auf das Flugzeug auswich.

Weniger wertvolle Erfahrungen hat der 31-Jährige dadurch aber nicht gesammelt. "Ich bin einen Tag nach meinem Geburtstag am sogenannten Rimdan-Grenzübergang über die Grenze nach Pakistan", erzählt Illek im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. "Laut Auskunft des Grenzbeamten war ich der erste Österreicher, der über diesen Grenzübergang drüber ist. Das hat mich tatsächlich ein bisschen stolz gemacht", so der Grazer, der schmunzelnd hinzufügt, dass genannter Grenzübergang allerdings erst seit drei Jahren in Verwendung ist und auch nur zu Fuß passiert werden kann.

Laut Grenzbeamten war Illek der erste Österreicher überhaupt, der die sogenannte Rimdan-Grenze passiert hat
Laut Grenzbeamten war Illek der erste Österreicher überhaupt, der die sogenannte Rimdan-Grenze passiert hat © KK

Ein besonderer 31. Geburtstag

Ein weiterer besonderer Moment seiner Reise: Sein 31. Geburtstag. Den hat er in Belutschistan gefeiert. "Das war ganz, ganz anders als alle meine Geburtstage zuvor. Es hat angefangen, dass wir um vier Uhr in der Früh auf eine Ruine in einem total unangetasteten Gebiet raufgestiegen sind", berichtet Illek. "Außerdem waren wir bei einem alten Herrn, durch dessen Garten ein Fluss fließt, in dem Krokodile leben. Weil es ihrer Ansicht nach Pech bringt, wenn ein Krokodil stirbt, füttert er sie." 

Der Tag war damit aber längst nicht zu Ende. Am Abend ging es mit dem Motorrad weiter in die Wüste, wo er kurz vor der pakistanischen Grenze mit seinen Begleitern eine Familie besucht hat, die lange Zeit weder eigenes Wasser noch eigenen Strom hatte. "Vorher mussten die Töchter jeden Tag zehn Kilometer zum nächsten Wasserloch laufen. Jetzt haben sie dank der Unterstützung eines jungen Mannes Solarpanels auf dem Dach und bekommen ein eigenes Wasserloch." Diese Erfahrung hat Illek tief berührt.

Mit dieser Familie aus Belutschistan verbrachte Illek seinen 31. Geburtstag
Mit dieser Familie aus Belutschistan verbrachte Illek seinen 31. Geburtstag © KK

Ankommen in Südkorea

Nach mehreren Wochen in Pakistan ging es weiter nach Indien. Der krönende Abschluss: Der Besuch des "Taj Mahal" in Agra. "Die letzte Etappe war dann sozusagen gecheatet", lacht Illek. "In Delhi bin ich dann in den Flieger gestiegen und über Vietnam nach Südkorea geflogen. Aber ich bin sehr froh, dass ich die Entscheidung so getroffen habe." 

Am 156. Tag seiner Reise ist der Steirer im südkoreanischen SaeManGeum angekommen, wo er als Freiwilliger beim "World Scout Jamboree" mitarbeitet. Wie die Ankunft war? "Am Anfang waren es komischerweise gemischte Gefühle", beschreibt Illek sein Ankommen in Südkorea. "Es war schon kurz so ein Moment von 'Ich will gar nicht aufhören'. Aber es ist super hier. Alle freuen sich, da zu sein." 

Am 28. Juli erreichte Illek nach 156 Tagen und 18.351 Kilometern das Weltpfadfindertreffen in Südkorea
Am 28. Juli erreichte Illek nach 156 Tagen und 18.351 Kilometern das Weltpfadfindertreffen in Südkorea © KK

Gestern wurde die 25. Version des "World Scout Jamboree" eröffnet. Rund 45.000 junge Menschen aus 172 Ländern sind dafür zusammengekommen. Auch Österreich ist mit insgesamt 484 Teilnehmerinnen und Teilnehmern vertreten. "Die Jugendlichen dürfen neue Kulturen, Religionen und Wertvorstellungen kennenlernen und Freundschaften fürs Leben schließen", sagen Anna Henkes, Lisa Prior und Manuel Hermann, das Leitungsteam des Österreichischen Kontingents am 25. "World Scout Jamboree". "Die Begegnungen mit jungen Menschen aus über 170 Ländern ermöglicht es ihnen, fremde Nationen jenseits von Vorurteilen und Stereotypen kennenzulernen und Gemeinsamkeiten über nationale Grenzen hinweg zu entdecken."

"Solche Reisen sind immer auch Reisen zu sich selbst"

Über seine Reise sagt Illek rückblickend: "Solche Reisen sind immer auch Reisen zu sich selbst. Das, was man im Außen sucht – sei es Abenteuer oder Glück – ist dann doch meistens in einem selbst verborgen."

Sein Ziel Südkorea hat Jakob Illek erreicht. Zu Ende ist die Reise für den Grazer damit aber noch lange nicht, die scheint für den 31-Jährigen gerade erst so wirklich begonnen zu haben. Illek wird zwar nach dem Weltpfadfindertreffen und einem anschließenden Urlaub erst einmal in die Heimat zurückkehren – allerdings nicht unbedingt, um sesshaft zu werden.

Stattdessen soll es so bald wie möglich wieder auf die Straße gehen. "On the road fühle ich mich am wohlsten", sagt Illek, dem mittlerweile klar ist, dass er ein "lifelong travelling storyteller" ist. Ein lebenslang reisender Geschichtenerzähler.