Es ging heiß her am Mittwochabend in der Holding-Graz-Zentrale am Andreas Hofer Platz. Das lag zum einen an der brütenden Hitze und den rund 100 Menschen, die sich in einen Raum drängten. Zum anderen sorgte das Thema für hitzige Wortwechsel: Die Stadtspitze hatte zum ersten Stammtisch für Unternehmer und Unternehmerinnen geladen, die vom Bau der Bim-Entlastungsstrecke durch die Neutorgasse betroffen sind.

Drei Jahre Baustelle

Zur Erinnerung: Seit 6. März wird an der Neutorgasse gearbeitet, seit Juni ist die Radetzkystraße gesperrt. Ganz abgeschlossen werden die Arbeiten, die in mehrere Baubschnitte gegliedert sind, erst Ende 2025 sein. Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ), Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne), Holding-Vorstand Mark Perz und Stadtbaudirektor Bertram Werle unterstrichen die Notwendigkeit des Verkehrsprojekts, äußerten aber auch Verständnis für Unternehmer, die seit vier Monaten mit einer Riesenbaustelle vor der Tür leben und um ihre Existenz fürchten. "Das ist eine Wunde, eine Riesen-Operation mitten in der Stadt", räumte etwa Schwentner ein.

Erste Zwischenrufe machten allerdings schnell deutlich: Viele waren gekommen, um ihrem Ärger Luft zu machen. "Es braucht eine klare Kommunikation mit den Gewerbetreibenden, aber auch zielgerichtete Förderungen für die Betroffenen", unterstrich etwa Simon Lackner, Chef des Café Kaiserfeld. "Wir wollen alle diese Baustelle überleben", fand Lackner deutliche Worte für die schwierige Situation der Unternehmer.

200.000 Euro für Förderungen

Was Förderungen betrifft, hatte Kahr zwar eine gute Nachricht im Gepäck. Sie sagte direkt beim Stammtisch 200.000 Euro dafür zu. Wirtschaftsstadtrat Günter Riegler (ÖVP) machte aber an Ort und Stelle deutlich, dass das nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein könne. Zwei bis drei Millionen Euro jährlich fordert er von der Koalition, um rund 200 Unternehmern unter die Arme greifen zu können. Zwischenapplaus war ihm dafür sicher.

Es folgten Kritik an schlechter Baustellenbeschilderung, am gleichzeitigen Umbau der Tiefgarage am Andreas Hofer Platz, aber auch emotionale Grundsatzdiskussionen zur Verkehrspolitik. Temperatur und Gemüter kühlten abschließend beim Small Talk auf der Terrasse ab. Heiß hergehen wird es wohl spätestens in zwei Monaten wieder. Dann soll der nächste Stammtisch stattfinden.