Für sie dreht sich alles um Science-Fiction. Comics, Videospiele und allen voran um Harry Potter, ihrem gemeinsamen Helden. "Dass wir alle kleine Nerds mit einem Hang zur Magie sind, hat es einfacher gemacht, uns untereinander besser zu verstehen", sagt Philippe Andrianakis, wenn er über seine Klasse, die 4 N, der Mittelschule Algersdorf spricht. Aber es lag weniger an der Magie, vielmehr am Engagement des Lehrers, dass ein großer Wunsch der Klasse im Mai endlich wahr geworden ist: eine Klassenfahrt nach London.
Ein Großteil der Schülerinnen und Schüler stammt aus Familien mit geringem Einkommen. Für viele waren die Reisekosten nur schwer zu stemmen. Andrianakis richtete über "GoFundMe" ein Spendenkonto ein und machte es sich zur Aufgabe, dass jeder, der mitkommen will, auch mitkommen kann. Was mit Brexit, Inflation und den Teuerungen nicht einfach war. Über sechs Monate sammelte der 33-Jährige Spenden, half den Schülerinnen und Schülern, ein Kuchenbuffet auf die Beine zu stellen, schrieb mit ihnen Firmen und Vereine an, damit möglichst viel Geld zusammenkommt. Mit Erfolg, durch die Spendeneinnahmen konnte der Großteil der Reise finanziert werden, lediglich den Flug und die Unterkunft übernahmen die Eltern der Kinder. "Für viele war es das erste Mal, dass sie geflogen sind. Es war so schön, sich mit den Kindern freuen zu dürfen", so Andrianakis.
Auch für die 19 Schülerinnen und Schüler war es ein magisches Erlebnis, wie die 15-jährige Aileen Santos Rosario berichtet: "Es ist eine Erfahrung fürs Leben, mit der Klasse in ein anderes Land zu fahren, wo man eine andere Kultur, andere Traditionen hat, die es hier einfach nicht gibt." Außerdem hat das Erlebnis die Klasse kurz vor Schulschluss noch näher zusammengebracht.
In London besuchte die Klasse etwa das London Dungeon, das Geisterkabinett in Westminster Bridge Road, ein Musical und die Warner Bros. Studios mit der begehbaren Harry-Potter-Ausstellung. Für die Klasse ein unvergessliches Erlebnis. Denn viele von ihnen kannten die Sehenswürdigkeiten zuvor nur aus Filmen. "Im Harry-Potter-Studio gab es so viele Sachen zu sehen und zu kaufen, das hat mich wirklich berührt, weil ich das schon immer einmal live sehen wollte", sagt der 14-jährige Artan Marek.
Andrianakis ist froh, dass alles so gut geklappt hat. "Dort zu sein, wo die Geschichte spielt und Gelerntes, wie etwa Englisch, auch anwenden zu können, war für die Klasse eine großartige Erfahrung", sagt der Lehrer. Und ergänzt: "Viele blicken häufig nicht über den Tellerrand, weil sie es nicht gewohnt sind, keine Motivation haben. Es war schön zu sehen, wie sie sich ein gemeinsames Ziel erarbeitet haben. Und aus dem Tellerrand ein Aussichtspunkt in die große, weite Welt wurde."