Wie eine Recherche der Kleinen Zeitung im Februar aufdeckte, gibt es auch in Österreich Therapieangebote, die Homosexuellen "Heilung" versprechen – etwa das Grazer "Zentrum für Hagiotherapie". Der Artikel löste eine Welle an Reaktionen und eine neue Debatte um ein "Konversions"-Therapieverbot aus. 

Nun hat auch die Grazer Stadtregierung einen offenen Brief an die Einrichtung geschickt. Die am Freitag in der Sitzung des Grazer Stadtsenats anwesenden Mitglieder sowie die Klubobleute der nicht in der Stadtregierung vertretenen Parteien fordern das Zentrum darin auf, diese diskriminierende Praxis zu beenden.

"Sie geben ein falsches Versprechen ab"

"Diese Behandlungen fußen nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen", heißt es etwa im offenen Brief: "Sondern stellen für die Betroffenen einen schädlichen Eingriff in ihre Persönlichkeit dar." Damit würde das Zentrum seinen Klientinnen und Klienten nicht helfen, sondern: "Sie setzen Menschen, die aufgrund gesellschaftlicher Konventionen oder überholter Vorstellungen an Selbstzweifeln leiden (...), unter starken psychischen Druck und geben ein falsches und unerfüllbares Versprechen ab."

"Wer nicht einer Norm entspricht, ist nicht krank"

In dem von Klubobleuten aller Parteien mit Ausnahme der Grazer FPÖ unterzeichneten Brief heißt es weiter: "Wir haben die Verpflichtung und es ist uns ein Anliegen, alle Menschen in unserer Stadt, die, wie überall auf der Welt, unterschiedliche sexuelle Orientierungen haben, vor solchen Praktiken in Schutz zu nehmen." Auch wenn es einigen Menschen schwer falle, die Vielfalt in Liebe und Sexualität zu akzeptieren, sei Vielfalt in der sexuellen Orientierung in gegenseitigem Respekt die Normalität und keine Krankheit, die es zu heilen oder zu therapieren gelte: "Es ist normal, dass es unterschiedliche sexuelle Orientierungen gibt. Und es ist normal, dass es unterschiedliche Geschlechtsidentitäten gibt. Wer dabei nicht einer vorgegebenen Norm entspricht, ist nicht krank, sondern braucht, wie alle Menschen, die Gewissheit, dass sie die Akzeptanz der Gesellschaft und den Schutz des Rechtsstaats genießen."

Deshalb fordert man das Zentrum auf, diese diskriminierende Praxis zu beenden und von solchen Angeboten Abstand zu nehmen.