Von Graz nach Südkorea – eine Strecke, bei der selbst Google Maps seine Dienste verweigert: "Die Route von Graz nach SaeManGeum, Korea konnte nicht berechnet werden." Sich davon aufhalten zu lassen, kommt Jakob Illek allerdings nicht in den Sinn. Als Autostopper will er von Graz nach SaeManGeum reisen. Das Ziel des 30-Jährigen: Das "World Scout Jamboree", eines der größten Pfadfindertreffen der Welt, bei dem Illek – selbst von klein auf Pfadfinder – als Freiwilliger mitarbeiten wird.

Rund 17.000 Kilometer: Per Autostopp von Graz nach Südkorea

Begonnen hat die Reise des Grazers Mittwochmorgen. Seine erste Mitfahrgelegenheit: Eine ehemalige Arbeitskollegin hat ihn von Graz aus mit nach Feldbach genommen. Hier hat er einen Zwischenstopp bei seinem ehemaligen Arbeitsplatz, der Regionalredaktion der Kleinen Zeitung, eingelegt, bevor er sich auf den Weg in Richtung Novi Sad (Serbien) machte. "Die erste Woche ist im Grunde schon durchgetaktet", erzählt Illek am Telefon. In Novi Sad will der Steirer zwei Nächte verbringen, bevor er seine Route nach Belgrad, Thessaloniki und schließlich in Richtung Türkei fortsetzt.

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Dort muss der Steirer sich dann entscheiden, auf welcher Route seine Reise weiter gehen soll. "Entweder wähle ich die südliche Route Richtung Iran, Pakistan, Indien, Nepal, China, Südkorea oder ich entscheide mich für die nördliche Route." In letzterem Fall würde es für ihn von der Türkei in Richtung Georgien und Aserbaidschan weitergehen, bevor er seine Reise mit der Fähre über das Kaspische Meer in Richtung Kasachstan, Usbekistan und Kirgistan nach China und schließlich Südkorea fortsetzen würde. "Ganz viel wird aber auch spontan ablaufen", darauf sei der 30-Jährige eingestellt. "Ich habe eine grobe Route, aber die Feinjustierungen werden sich realistisch betrachtet erst mit der Zeit ergeben." 

Per Autostopp nach Südkorea 

Je nach Route rechnet Jakob Illek mit einem Richtwert von rund 17.000 Kilometer bis zu seinem Ziel. Diese Entfernung will er komplett per Anhalter zurücklegen – zumindest, sofern alles nach Plan läuft. "In Ländern wie China, in denen Autostoppen weniger populär ist, werde ich dann schauen müssen." Ob er tatsächlich nach China einreisen kann, wird sich ohnehin zeigen. Die Volksrepublik führt wegen der Coronapandemie nach wie vor strenge Einreisebestimmungen für Touristen. "Wenn mir das im Weg steht, werde ich für die letzte Etappe in den Flieger steigen müssen", so der 30-Jährige, der das gerne vermeiden würde. 

Aber warum macht man sich überhaupt per Autostopp auf den Weg nach Südkorea? "Ich möchte mich aus meiner Komfortzone heraus bewegen", erzählt der Ex-Kleine-Zeitung-Redakteur. "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man dann am meisten wächst und lernen kann." Außerdem will der 30-Jährige damit aufzeigen, wie man nicht nur nachhaltig und kostengünstig reisen, sondern gleichzeitig auch tiefer in die Kultur anderer Länder eintauchen kann. 

Podcast-Projekt "Diary of Volunteers on Earth"

Den Steirer treibt aber noch etwas anderes an. Als Redakteur war Illek mehrere Jahre bei der Kleinen Zeitung beschäftigt, die Geschichten anderer Menschen möchte er auch weiterhin erzählen. Deshalb hat er Ende 2022 den DOVE-Podcast ("Diary of Volunteers on Earth", deutsch: "Tagebuch der Freiwilligen auf der Erde") ins Leben gerufen, bei dem er Menschen, die sich in der Freiwilligenarbeit engagieren, eine Bühne bieten will. 

Jakob Illek an seinem ehemaligen Arbeitsplatz: der Regionalredaktion Feldbach
Jakob Illek an seinem ehemaligen Arbeitsplatz: der Regionalredaktion Feldbach © Privat

Pausieren soll sein Podcast-Projekt, das als Newcomer für den "Ö3 Podcast Award" nominiert war, während der Reise aber nicht. Viel mehr will er ihn mit "on the Road" nehmen, wie er sagt. Im Idealfall soll wöchentlich eine neue Folge entstehen, und zwar mit den Menschen, die er auf seiner Reise trifft. "Ich will zeigen, wie Freiwilligenarbeit auf der ganzen Welt funktioniert. Es gibt überall hilfsbereite, offene und herzliche Menschen, die anpacken und mithelfen, dass unsere Welt zu einem besseren Ort wird."

Mit zehn Euro am Tag auskommen

Mitte Juli will Illek spätestens in Südkorea ankommen. Um seine Reise zu finanzieren, greift der Steirer auf Erspartes zurück und versucht so minimalistisch wie möglich zu leben: "Ich habe mir das Ziel gesetzt, mit zehn Euro pro Tag auszukommen. Das inkludiert Transport, Unterkunft und Verpflegung." Schlafplätze versucht er sich hauptsächlich über sein Pfadfinder-Netzwerk oder über die Plattform "Couchsurfing" zu organisieren, alternativ habe er aber auch eine Hängematte dabei, sagt er lachend.

Illek denkt aber auch über Möglichkeiten nach, wie Interessierte ihn unterstützen können, zum Beispiel über Abonnements oder Subscribtion-Services. Seine Reise will er als eine Art "Shared Experience" (deutsch: "Geteilte Erfahrung") realisieren. Seiner Community will er die Möglichkeit geben, sein Abenteuer mitzuverfolgen sowie teilweise auch mitzuentscheiden, zum Beispiel wenn es um die Routen-Wahl geht. "Mir geht es nicht darum, viral zu gehen oder viel Geld zu scheffeln, sondern darum, etwas mit Leidenschaft zu machen – und das ist bei mir das Reisen, Erkunden und Leute aus aller Welt kennenlernen", so der 30-Jährige. "Das mag manchen naiv vorkommen, das ist mir bewusst. Aber ich will es versuchen."