In den sozialen Medien kann vor allem ein geschickt ausgewählter Hashtag den gewünschten Erfolg bringen – Reichweite durch Aufrufe und Interaktionen wie Likes und Kommentare. Einige Begriffe haben in den letzten Jahren neue Gruppierungen geschaffen. Auf der Plattform TikTok, die von vielen mit tanzenden Jugendlichen abgestempelt wird, hat der Hashtag #booktok Literaturbegeisterte zusammengeführt. Über 110 Milliarden Mal wurden Videos unter diesem Hashtag auf TikTok schon aufgerufen.

Alles begann im englischsprachigen Raum und kam dann im vergangenen Jahr auch in Österreich an. Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene haben das Lesen (wieder) für sich entdeckt. Das Vorurteil, die Jungen würde nicht mehr lesen, sei laut Moser-Filialleiterin Sandra Wild ein Mythos: "Sie tauschen sich im Internet aus, gehen dann aber in die Buchhandlung und wollen das selbst entdecken. Das wird zelebriert."

Besonders begeistert sei sie, wie "BookTokerinnen" online ihre Regale zeigen, wie sie diese sortieren – nach Farben oder Bandreihe. Wild ist sich sicher, dass ihnen vor allem die Haptik und Ästhetik wichtig sei. So werden Buchcover für Verlage aufwendig und kostspielig mit Prägung, fortlaufenden Mustern oder Seitenränder in Farbe gedruckt.

Kostspielige Färbungen zahlen sich aus
Kostspielige Färbungen zahlen sich aus © Marion Mayr

#spicy: Große Nachfrage nach New Romance-Büchern

Inhaltlich sei die Nachfrage nach "New Romance" enorm. Dabei handelt es sich um romantische und vor allem erotische Werke. Laut der Moser-Filialleiterin kommen etwa 75 bis 80 Prozent der Verkäufe im Handel durch #booktok aus diesem Genre.

Um diese Begeisterung weiß auch die Grazer Influencerin und Autorin Bianca Mov (Secrets and Seduction): "Egal welches Video man postet, es wird immer jemand fragen 'Ist da Spice drinnen?'" Spicy (würzig) ist der Ausdruck für Erotik und kommt aus der amerikanischen TikTok-Community.

Viele lesen auch hierzulande nur noch auf Englisch. Darum wissen die Verlage. Spätestens drei Monate nach der deutschen Ausgabe wird nach einer englischen Übersetzung gefragt.

Für Mov ist das schönste der Zusammenhalt und die Positivität der Gemeinschaft: "Das ist eine Community, die für alle offen ist, egal welches Alter, welcher Hintergrund. Wir sind wie eine Familie, die das gleiche Hobby teilt."

Bianca Mov (26), Autorin und Influencerin
Bianca Mov (26), Autorin und Influencerin © Marion Mayr

Novitäten und Klassiker

Durch diese neue Möglichkeit können auch unbekanntere Autorinnen und Autoren ihre Reichweite steigern. Sie machen Werbung für ihre eigenen Bücher, zeigen aber auch, was ihnen selbst gefällt. "Die Leute interessiert auch, was du als Person gerne magst", sagt die junge Autorin.

Die 26-Jährige lässt sich bei der Auswahl ihrer Leselektüren auch gerne inspirieren und entdeckt immer Neues: "Durch #BookTok lernt man richtige Schätze kennen, die man gar nicht am Schirm hatte. Das ist eigentlich das Schöne."

Nicht nur Neuerscheinungen machen die Runde, auch Bücher, die vor Jahren ihre Erstauflage hatten, kommen wieder in Mode. Bücher mit einer geringen Auflage, vor Jahren veröffentlicht, werden plötzlich millionenfach verkauft. Auch Mangas und Fantasyromane erfreuen sich großer Beliebtheit.

Verlage erkennen Bedeutung von #BookTok

Die Bedeutung dieser Entwicklungen haben auch Verlage erkannt. Etwa 25 Prozent der Spiegel-Bestsellerliste kommt aus dem BookTok Bereich. So wird oftmals mit Influencerinnen und Influencern zusammengearbeitet.

Auch als Autorin oder Autor hat man nun die Chance, nur durch Social Media auf sich aufmerksam zu machen und einen begehrten Vertrag mit einem Verlag zu ergattern. "Ohne Social Media geht heutzutage gar nichts mehr. Das ist ein Tool, das man nicht vernachlässigen sollte, vor allem als neuer Autor. Es braucht nur ein Video, um viral zu gehen", weiß Bianca Mov.

Andere Plattformen ziehen nach

Die meisten Leserinnen und Leser sind über TikTok auf die Grazerin aufmerksam geworden, doch auch auf Instagram wird sie von Begeisterten kontaktiert. Dort entwickelt sich ein ähnlicher Trend, jedoch noch nicht in demselben Ausmaß: Bookstagram. Man macht es der chinesischen App nach und kombiniert die Worte "Book" (deutsch: Buch) und "Instagram".