Das Haus an der Ecke Parkstraße/Wormgasse ist das letzte der Grazer Altstadt-Prachtzeile. Doch während die Häuser in der Nachbarschaft herausgeputzt sind, fristet der späthistorische Bau nach Plänen von Baumeister Josef Böhm von 1888 in der Parkstraße 9 seit zwei Dekaden ein Dasein als Geisterhaus, das immer weiter heruntergekommen ist. Im Hintergrund zog kein Unbekannter die Fäden: Der noch vom Kommodhaus bekannte Altstadt-Schreck Bernhard Lanz, dessen Familie dieses Haus einmal besaß. 2020 gelobte Lanz, er wolle das Haus "nicht abreißen, sondern sanieren". 2015 war ein Verkaufsversuch um rund 3,5 Millionen Euro geplatzt.

Im Vorjahr ist aber ein Verkauf über die Bühne gegangen. Fünf Investoren um den Steuerberater Friedrich Spritzey (Süd-Ost-Treuhand) haben sich als neue Eigentümer in der "Am Stadtpark PS 9 Immobilien GesmbH & Co KG" zusammengefunden, um das späthistoristische Haus mit Erkerturm wieder in ein Juwel zu verwandeln.

Der Steuerberater wählte ein Bauherrenmodell, um dieses Investment rentabel zu schaffen: "Möglich war das nur, weil wir Kredite noch vor Zinssteigerungen zum Fixzinssatz verhandeln und einen verträglichen Dachgeschoßausbau planen konnten, der neuen Wohnraum schafft." Das Modell ermöglicht es – gut verdienenden – Geldgebern, Investitionen in die Sanierung und Schaffung neuen Wohnraums über 15 Jahre von der Steuer abzuschreiben.

Architekt Christian Andexer zeichnet für die Pläne verantwortlich. Das Schrägdach mit Fensterband übernimmt die höhere Firstlinie des Nachbarhauses in der Wormgasse, die Grundrisse des Altbaus werden beibehalten. Die Tiefgaragenpläne der Vorbesitzer sind obsolet. Es kommt ein autofreier Vorgarten mit E-Bike-Ladestation. Für Spritzey ist das Objekt ein Glücksfall: "Solch urbane Prachtlagen mit Blick auf einen Park kann man ja fast nirgendwo mehr kaufen, oder sich nicht leisten." Hier soll urbanes Wohnen für Jungfamilien entstehen – in Wohnungsgrößen von 100 Quadratmetern im Schnitt. Klappt alles zügig mit den letzten Bewilligungen, könnten die Mietwohnungen im Herbst bezugsfertig sein.

Für Steuerberater Friedrich Spritzey ist das Projekt ein Glücksfall
Für Steuerberater Friedrich Spritzey ist das Projekt ein Glücksfall © Bernd Hecke

Färbergasse: Anderes Baujuwel wartet noch auf Investoren

Ein anderes Baujuwel in der Altstadt wartet noch auf den Einstieg einiger Investoren, ehe es ab März saniert wird. In der Färbergasse 5 bietet Pericon mit der Wesiak Group Wohnungen im Eigentum zwischen 35 und 45 Quadratmetern über ein Bauherrenmodell an. Hier muss man das nötige "Kleingeld" auf der Kante haben. Pericon-Chef Stefan Koller: "Aufgrund des Zinshochs bieten wir keine Darlehensfinanzierung an." Investoren müssen also zwischen 350.000 und 400.000 Euro frei verfügbar haben, wollen sie sich in dem barocken Denkmal-Haus von 1680/70 eine Wohnung sichern. Dafür können sie aber auch hier Steuervorteile auf 15 Jahre per Abschreibungen lukrieren. Mit einer Baukosten- und Mietgarantie sorge man dafür, dass hier ein gutes Investment darstellbar sei.

Barocke Prachtfassade in der Färbergasse 5. Hier wird auch ein Altbau mit einem Bauherrenmodell saniert

Koller sieht das Bauherrenmodell trotz Gegenwinds durch Zins- und Baukostenentwicklung in Graz noch nicht ausgereizt: "Es gibt noch einige sehr interessante Altbauobjekte, die gerade auf den Markt kommen." Und diese Top-Lagen seien aufgrund der zu erwartenden Wertsteigerungen am Markt für Anleger und Investoren klar besser zu platzieren als etwa Neubauobjekte, die weiter unter Druck kommen würden.