Was für ein Jahr! Politisch ging es turbulent zu, aber auch sonst hat sich 2022 sehr viel in Graz getan. Das zeigt auch die Liste der meistgeklickten Geschichten 2022 aus Graz und Umgebung – die wieder einmal beweist, dass es nicht zwingend die wichtigsten Dinge sein müssen, die die Menschen am meisten interessieren.

Platz 15: Die Grazer Budgetkrise

Anfang November schlug der Stadtrechnungshof Alarm: Und warnte den Stadtsenat in einem vertraulichen Schreiben vor der Pleite und der Einsetzung eines Regierungskommissärs durch das Land als Oberbehörde. Sogar die Zahlungsunfähigkeit schon im nächsten Jahr wurde in den Raum gestellt – womit die Entmachtung der Stadtregierung gedroht hätte. Damit es nicht so weit kommt, wurde freilich schon einiges unternommen: Es gibt ein neues Budget, einen neuen Finanzdirektor – und Gemeinderatsstücke werden mit einem Warnhinweis versehen.

Und 2022 gut aufgepasst? Hier unser großes Graz-Quiz

Platz 14: Grazerin im Klimarat: "Nach dem Vortrag waren alle geschockt" 

100 zufällig ausgewählte Österreicherinnen und Österreicher arbeiten im neuen Klimarat der Regierung mit. Eine davon ist die Grazerin Elfriede Nebel – die uns erzählte, dass ihr bei den ersten Treffen im Klimarat die Augen geöffnet wurden: "Nach dem Vortrag waren alle geschockt. Ich wusste, dass die Luft dünn ist, aber nicht, dass sie so dünn ist", sagte sie zur Kleinen Zeitung. 

Platz 13: Malediven-Reise wegen Corona abgesagt: Steirer klagt auf Schadenersatz

Wäre nicht Richard Lugner auch 2020 – als Corona die Welt und ein Lockdown unser Land im Griff hatte – über die Weihnachtsfeiertage auf die Malediven geflogen, gäbe es diesen Rechtsstreit vielleicht gar nicht. Aber so könnte der, auch medial notierte Lugner-Trip, den Ärger eines Arztes aus dem Raum Graz über seinen geplatzten Urlaub noch entscheidend angeheizt haben. Während der Baumeister nämlich in die Ferne fliegen konnte, hat der deutsche Reiseveranstalter dem Grazer Arzt und seiner Frau nämlich den Silvester-Abstecher auf die Trauminsel im Dezember 2020 abgesagt – weil es eine Reisewarnung gab. Sein Anwalt kämpft nun um Schadenersatz. Und bringt dazu die EU-Pauschalreiserichtlinie ins Wanken. 

Platz 12: Grazer Beisl serviert Hitlers Lieblingsmenü an seinem Geburtstag um 8,80 Euro

Alle Jahre wieder gibt es hierzulande Wirtshäuser, die am 20. April, dem Geburtstag Adolf Hitlers, sein angebliches Lieblingsgericht auf die Menükarte nehmen. Eiernockerln mit Salat, der NS-Diktator war ja Vegetarier. Angepriesen wird das Menü dann um 8,80 Euro und – so die Kritik – soll bewusst so kalkuliert sein. 88 ist bekanntlich ein Code der Neo-Naziszene: 8 steht für den achten Buchstaben im Alphabet. 88, also HH steht für Heil Hitler. Auch in Graz sahen Passanten heuer am 20. April Eiernockerln auf der Menütafel vor der Reselstube. Prompt erhitzten sich die Gemüter auf Facebook, wo das Foto geteilt und kritisch kommentiert wurde. Der Wirt warf die Vorwürfe aber zurück.

Platz 11: Foto-Gruß aus Kenia – Paul Pizzera wünscht "Guten Knutsch" mit Thomas Spitzer 

Die Fan-Reaktionen reichen von "Irgendwie ein bisschen verstörend – aber gut, für euch muss es passen" bis "Es g'hert mehr gschmust" oder "Endlich!": Es ging um ein Foto, mit dem Paul Pizzera zu Silvester 2021 auf seiner Facebook-Seite einen "Guten Knutsch ins neue Jahr" wünschte. Es zeigte den Kabarett-Chartstürmer bei einem Bussi mit einem anderen recht bekannten Grazer Musikstar: EAV-Legende Thomas Spitzer. Und das halbnackt, in einem Pool in Diani Beach in Mombasa, Kenia, Spitzers Zweitwohnsitz.

Platz 10: Wirtshaus wurde nur zwei Wochen nach der Hauben-Krönung geschlossen 

Pech für die junge Gastronomin Dimana Ivanova: Vor zwei Jahren erst hat sie zwei Betriebe in St. Radegund, am Fuße des Schöckls, übernommen. Das Restaurant "Wir:zhaus" wurde gerade erst mit einer Haube gekrönt. Und trotzdem musste sie es schließen – wegen Personalmangel und Teuerungen. Zur schlechten gibt es aber eine gute Nachricht:

Platz 9: Willem-Alexander und Máxima: Graz, für einen Tag königlich gestimmt: So lief der royale Besuch 

Das niederländische Königspaar an der Mur: Willem-Alexander und Máxima besuchten im Juni neben Wien auch Graz. Wir haben die beiden durch ihren Graz-Tag begleitet – vom großen Bahnhof bei der Ankunft per Zug über Termine bei der AVL List, im Rathaus und auf der Murinsel bis zum lächelnden Fototermin am Schloßberg. Die royale Rundschau wurde freilich mit einem Liveticker, Videos und vielen, vielen Fotos garniert. Ob es ein Wiedersehen in Graz gibt? Da macht ein Sager des Königs gegenüber der Bürgermeisterin jedenfalls Hoffnung: "Es war mein erstes Mal – aber es macht Lust auf mehr."

Platz 8: Chaos nach Sturm-Spiel: Feyenoord-Fans zogen eine Spur der Verwüstung durch Graz

Nach dem Spiel kam die Verwüstung
Nach dem Spiel kam die Verwüstung © APA/STADION GRAZ-LIEBENAU GMBH

Ausgerissene Kloschüsseln, die gegen Polizisten geworfen werden, ein Feuer mitten am Hauptplatz, maskierte Fans mit massivem Pyrotechnikeinsatz, Pfefferspray auf beiden Seiten, eine Messerstecherei, mehrere Schwerverletzte ... Es waren – in Graz – nie dagewesene Ausschreitungen, die gewalttätige Fans rund um und auch beim Spiel von Sturm Graz und Feyenoord Rotterdam anrichteten. Hinterlassen haben sie einen Schaden von mehr als 200.000 Euro – und Aufräum- und Reparaturarbeiten, die Wochen dauerten. Die sportliche Bilanz fiel für die Grazer aus: Otar Kiteishvili erzielte in der Nachspielzeit in Minute 93 das entscheidende Tor zum 1:0. Den Aufstieg in der Europa-League schaffte schließlich aber nicht Sturm – Feyenoord wurde zum Schluss sogar Sieger der Gruppe F.

Otar Kiteishvili traf zum 1:0
Otar Kiteishvili traf zum 1:0 © GEPA pictures

Platz 7: Leutgeb erobert München und legt sich mit den Bayern an

Drei gewaltige Shows in gewaltigen Dimensionen waren es: 90.000 Besucher sahen in München Andreas Gabalier, 130.000 kamen zu Helene Fischer, 100.000 zu Robbie Williams. Drei Megakonzerte mit einer rekordverdächtig großen, spektakulären Bühne, für die Firma "Leutgeb Entertainment" von Klaus Leutgeb verantwortlich zeichnete. In den Jubel mischte sich aber auch Kritik – nicht nur von VIP-Gästen ("Kein Schweinefilet mehr"), sondern vor allem auch von der bayrischen Presse: Leutgeb hatte mehreren Medien die Akkreditierung entzogen. Am Weißwurst-Äquator regierte unter Veranstaltern durchaus auch Neid auf den "Steirerbuben", wie er sich selbst gerne nennt, weil ein Auswärtiger die größten Shows über die Bühne brachte.

Klaus Leutgeb zeigte München, was eine Megashow wirklich ist
Klaus Leutgeb zeigte München, was eine Megashow wirklich ist © Pressefoto Scharinger / Daniel S

Nächstes Jahr geht es für den Wahlsteirer aber dennoch im ganz großen Stil weiter: In München plant Leutgeb 2023 ein großes Rap-Festival (noch ohne Künstlernamen), dazu veranstaltet er die Tour von Helene Fischer und bringt Bruce Springsteen, Harry Styles und die die Chili Peppers nach Wien.

Platz 6: Mädchen (5) beim Spielen in Kindergarten verletzt – Pädagogin kritisiert die Politik scharf

Das Foto der verletzten Fünfjährigen, mit dem die Mutter an die Öffentlichkeit ging, schreit förmlich nach Trost und Gute-Besserung-Luftballons. Und nach der Frage, was in aller Welt der fünfjährigen Hanna aus Graz passiert ist. Ihre Mutter – selbst Kindergartenpädagogin – berichtet von einem Unfall im Kindergarten. Ihre Forderung: "Was meiner Hanna passiert ist, sollte der Politik endlich die Augen öffnen, um den Betreuungsschlüssel anzuheben."

Das Spielen mit einer Freundin endete für Hanna schmerzhaft
Das Spielen mit einer Freundin endete für Hanna schmerzhaft © KK

Mehr Personal, bessere Rahmenbedingungen? Das Thema bleibt 2022 auf der Agenda: Die Krise bei der Betreuung unserer Kleinsten spitzt sich zu. Obwohl die Politik versucht, mit besserer Bezahlung gegenzusteuern, fehlt es an allen Ecken und Ende und natürlich auch ausreichend Elementarpädagoginnen. Vielfach wird es eng mit Gruppen und der Nachmittagsbetreuung. Im Herbst schlagen die Betreiber dann auch noch wegen der Teuerung Alarm: Sie stünden vielfach vor dem Aus, wenn nicht die Politik Geld nachschieße.

Platz 5: Wirt empfiehlt Work-Life-Balance-Jüngern in Job-Inserat den Besuch beim AMS

Vier-Tage-Woche? Dienste, die nicht länger als acht Stunden dauern? Dazu noch ein genau geregelter Ablauf, Wochenende und viel Freizeit inklusive? So eine Stelle bot Roman Pekarz nicht an. Weil der Betreiber des Wirtshauses Kreuzwirt in Thal das auch genau so kommuniziert hat, erntete er im September viel Kritik im Netz. "Sollte Sie diese Anforderung ansprechen, dann rufen Sie bitte nicht bei uns an, da mir dafür die Zeit zu kostspielig ist", schrieb er in seinem Stelleninserat in Hinblick auf die eingangs erwähnten Zuckerl. "Als Empfehlung würde ich Ihnen das AMS nahelegen und eine Umschulung beantragen."

Platz 4: "Hab ihn nicht erkannt" - Grazer trank am Würstelstand Bier neben Mick Jagger

"Wir haben ihn wirklich null wahrgenommen", musste Jochen Kaluza-Praschl im Nachhinein lachen. Er war mit seinem Freund Stefan Kuerzel auf ein "kühles Blondes" am Würstelstand in Wien – und das bekamen einige Millionen Menschen weltweit zu sehen. Denn neben ihnen stand Mick Jagger, Frontman der Rolling Stones, der sich am Vorabend des großen Konzertes im Happel-Stadion im Juli 2022 Wien bei Nacht angesehen hat – und davon Fotos am Freitagvormittag in den sozialen Medien veröffentlicht hat. Im Hintergrund: Jagger am Würstelstand, im Hintergrund Kaluza-Praschl und Kuerzel, vertieft in ein Gespräch.

Platz 3: Warum sich Grazerinnen für den Jungbauernkalender auszogen

Was sollen wir sagen: Sex(y) sells! Für den Kultkalender der Jungbauern haben sich auch zwei junge Damen aus Graz und Umgebung ausgezogen: Nicole aus Premstätten und Elena aus Graz. So etwas kann man nur einmal im Leben machen", ist die Pferdenärrin stolz auf ihr Foto. Neben allen Bildern aus dem Kalender in zwei Fotoserien haben wir im drittmeistgeklickten Onlineartikel auch gefragt, ob der Jungbauern-/Jungbäurinnenkalender noch zeitgemäß ist. 68 Prozent meinten begeistert: Ja!

Ehemalige Sexarbeiterin erzählt: "So mancher Stammgast kam in Graz 15 Jahre lang zu mir"

"In den ersten Wochen fiel mir das schon wirklich sehr schwer", erzählt Anna* (Name von der Redaktion geändert). Die Rede ist nicht von „körperlicher Liebe“, sondern von Sexarbeit, vom Verkauf des eigenen Körpers – dieser Job sollte die Rumänin nach Graz bringen, wo sie bis vor ein paar Jahren in einem Laufhaus arbeitete. Uns hat sie ihre Geschichte erzählt – und dass sie zu 90 Prozent Stammkunden hatte: „Manche sind 15 Jahre lang zu mir gekommen. Da wird man fast zu Freunden.“

Nur 24.990 Euro: Wunderschönes Holzhaus billig zu verkaufen – mit einem Haken

"Wunderschönes Holzhaus mit kompletter Einrichtung, 100 Quadratmeter, Küche, mehreren Zimmern und Sauna": Es war ein skurriles Inserat auf willhaben.at, das heuer die meisten Menschen aus dem bunten Online-Angebot der Kleine-Zeitung-Graz-Stories interessiert hat. Das voll eingerichtete, schöne Holzhaus in idyllischer Lage wurde auf der Plattform um knapp 25.000 Euro angeboten – das war aber freilich zu schön, um wahr zu sein, die Sache hatte einen Haken …

Das Graz-Team der Kleinen Zeitung wünscht allen Leserinnen und Lesern ein großartiges Jahr 2023 und dankt Ihnen allen für das große Interesse an unserer Berichterstattung aus dem Großraum und die Treue ... Wir freuen uns auf ein neues Jahr voller toller Stories!