Ein 12-jähriger Bub im Burgenland befand sich in der Obhut des Jugendamtes, bis seine Eltern ihn besuchten und er nicht mehr zurückkehrte. Das Ehepaar flüchtete mit dem Kind. Der 45-jährige Mann aus Serbien und seine 42-jährige Frau – eine Österreicherin, die gebürtig aus Serbien stammt – nahmen den Burschen unerlaubterweise mit. 

"Dass ein Kind seinen Eltern weggenommen wird, da muss schon viel passieren", heißt es bei der Polizei Steiermark. Diese konnte nun auch einen Fahndungserfolg verbuchen. Durch eine großflächige Zusammenarbeit der Exekutive wurde das Ehepaar mit seinem Sohn im Grazer Bezirk Gries Dienstag in der Nacht geschnappt.

Spezialeinheit griff ein

Gegen 1.15 Uhr hielt die Spezialeinheit "Schnelle Interventionsgruppe" (SIG), die erst kürzlich ins Leben gerufen wurde, das passende Fahrzeug auf. In diesem saß die besagte Familie. Die Eltern wurden festgenommen und sitzen laut Polizei Steiermark derzeit in Graz in Haft. Das Kind, das wohlauf war, wurde wieder an das Jugendamt ins Burgenland übergeben.

Wann kommt ein Kind zum Jugendamt?

Die Übergabe in die Obhut des Jugendamtes ist die "ultima ratio", also die letzte Option. Jugendämter sind dazu angehalten, "familienerhaltend" zu arbeiten. "Wir arbeiten oft lange mit den Familien zusammen und es gab meist viele Gespräche, bevor ein Kind den Eltern wirklich abgenommen wird", sagt Vasiliki Argyropoulos vom Grazer Jugendamt.

Ein Kind kommt dann weg, wenn eine Gefahr für Leib und Leben besteht - also in Form schwerer Gewalt -, wenn sexueller Missbrauch vorliegt oder schwere Vernachlässigung. Gemeint ist mit dem letzten Punkt etwa, dass "eine Wohnung beispielsweise eine Müllhalde ist und keine Körperhygiene besteht, sodass das Kind sich Krankheiten einholt". Das Jugendamt bringt dann einen Antrag bei Gericht ein, dass sie Grund zur Annahme haben, dass das Kind gefährdet ist. Die Letztentscheidung liegt beim Gericht.

Ist akute Gefahr in Verzug, muss das Jugendamt sofort handeln. In Graz gab es im vergangenen Jahr 24 Kinder, bei denen diese Sofortmaßnahme eingesetzt wurde. Für eine bessere Einschätzung: 47.000 Kinder und Jugendliche zwischen 0 und 18 Jahren leben in der steirischen Landeshauptstadt.