Das Reparaturnetzwerk "Graz repariert" feiert heute seinen vierten Geburtstag – mit einer großen Reparaturmeile am Hauptplatz. Die Meile wird erstmalig vor dem Rathaus eingerichtet. Von 11 bis 15 Uhr konnten Grazerinnen und Grazer defekte Gegenstände mitbringen und diese von Handwerkern, Mechanikern und Unternehmern reparieren lassen - gleich an Ort und Stelle, und das gratis. Während der Reparatur konnte man in der "Re-Use Lounge" einen Café von der "FahrBar" genießen.

Schwentner: "Gut für Umwelt und Wirtschaft"

Stadträtin Judith Schwentner lobt das Projekt: "Reparieren, Recycling, Wiederverwenden - das ist gut für Umwelt und Wirtschaft. Und wenn die Leute dabei ins Gespräch kommen, ist es sogar ein sozialer Mehrwert." Schwentner nutzt die Aktion auch gleich persönlich: "Ich habe ein paar Kleidungsstücke mitgenommen." 

Christopher Fleck von "Graz repariert" erklärt die Idee hinter dem Reparaturnetzwerk: "Viele Menschen wissen einfach nicht, dass man seine Geräte so leicht reparieren lassen kann." Deswegen habe man das Netzwerk "Graz repariert" gegründet. Wir bieten den Konsumenten eine zentrale Stelle, unsere Website, und den Betrieben Öffentlichkeitsarbeit und Weiterentwicklung.

Erich Horwath (vorne) hat heute tüchtig repariert
Erich Horwath (vorne) hat heute tüchtig repariert © Philipp Axmann

Unternehmer: "30 Prozent mehr Reparaturen durch das Netzwerk"

Diese Öffentlichkeitsarbeit wirkt sich auch wirtschaftlich positiv aus. Erich Horwath, Technischer Leiter von Elektro Hirschmann, tüftelt heute in der Reparaturmeile. Das Unternehmen ist schon seit Anfang an bei "Graz repariert" dabei. Horwath erzählt: "Durch die Werbung haben wir bis zu 30 Prozent mehr Reparaturen durchgeführt in den letzten Jahren."

Belinda Winkler von der "ERfA", einer Initiative zur Förderung von beruflichem Wiedereinstieg, freut sich über das heutige Event: "Dieser Trend zur Reparatur steigt, in unser Repair-Café kommen immer mehr Leute." Heute repariert sie mit Kolleginnen Kleidung und Stoffe.

Belinda Winkler (rechts) und ihre Damen von der "ERfA"
Belinda Winkler (rechts) und ihre Damen von der "ERfA" © Philipp Axmann

Große und kleine Kunden

Nähmaschinen haben es auch dem 6-jährigen Simon angetan: "Alle alten Geräte finde ich spannend!" Simons Mama Nora hat für die Aktion nur lob übrig: "Das ist eine sehr gute Sache, ich würde auch gerne mehr reparieren, hier zeigen einem die Leute auch, wie man es selber machen kann." Pensionistin Antje hat heute einen kaputten Laptop und einen Schredder mitgebracht. Sie lobt das Angebot als "sehr niederschwellig." Reparieren lässt sie aus Überzeugung. 

Simon (6) vor einer sehr spannenden Nähmaschine
Simon (6) vor einer sehr spannenden Nähmaschine © Philipp Axmann

Wissenschaftlicher Hintergrund

Ines Güsser-Fachbach forscht an der Universität Graz zum Thema Reparatur. Laut einer Umfrage der Uni lassen die meisten Menschen Dinge reparieren, weil es gut für die Umwelt und finanziell sinnvoll ist. Außerdem: "Viele nutzen Reparaturen, weil ihre Freunde und Familie es auch tun. Die meisten Menschen, die einmal etwas reparieren ließen, machen es dann öfter." Daher sei das heutige Event besonders gut: "Die Leute können in gemütlicher Atmosphäre ihre erste Reparatur machen lassen und das in einem sozialen Setting."

Antje nutzt das Angebot gerne
Antje nutzt das Angebot gerne © Philipp Axmann

Christopher Lindmayr vom Umweltamt zieht das Resümee über die Grazer Reparaturförderung, die 2016 eingeführt wurde: "Wir haben über 3000 Förderanträge genehmigt, insgesamt wurden 13.000 Elektrogeräte repariert, die sonst im Müll gelandet wären." Bisher zahlte die Stadt Graz 50% oder maximal 100 Euro einer Reparatur. 2022 wurde auf Bundesebene eine Förderung eingeführt, die Grazer Version ist ausgelaufen. Die Fördersumme liegt dafür nun bei bis zu 200 Euro. Lindmayr freut sich: "Wir konnten 600 Tonnen COeinsparen!"