Eigentlich hätte es ja für den Kiosk an der Tram-Haltestelle beim Park schon einen Betreiber gegeben, doch hat der wegen Personalengpässen das Handtuch geworfen, bevor er überhaupt aufgesperrt hat. Und damit bleibt es beim Grazer Paradoxon: Just im Bierquartier zu Reininghaus, wo einst eine stolze Familienbrauerei ihre Heimstätte gehabt hat, ist derzeit zumindest noch Hopfen und Malz verloren: Denn es ist im ganzen Neubauviertel kein Bier zu bekommen: Es gibt nämlich in Reininghaus weder einen Kiosk noch ein Lebensmittelgeschäft und schon gar kein Lokal.
In einem Viertel, das gerade noch in der Startphase ist, kann das natürlich passieren, es ist ja auch der Park gerade erst fertig geworden – und es müssen noch viele Wohnblöcke erst noch hochgezogen und fertiggestellt werden. Und doch melden sich immer mehr frustrierte Bewohner der Neustadt. Auch und vor allem, weil sich jetzt schon – vor dem Vollausbau – ein veritables Parkplatzproblem abzeichnet.
"Weit und breit kein Parkplatz für unser Auto"
So erzählt ein Grazer Paar, das mit direktem Blick auf den Park wohnt, also im Filetstück des Viertels daheim ist, von seinen Nöten: "Wir können in Reininghaus nirgends einkaufen und brauchen dafür unser Auto. Aber Parkplatz haben wir hier keinen." Dass das Viertel als weitgehend autofreie Zone geplant worden ist, sei ihnen ja klar: "Wir brauchen auch keinen Stellplatz vor der Türe, aber hier in der Gegend gibt es überhaupt keine Parkmöglichkeiten für die Bewohner, die keinen fixen Tiefgaragenplatz haben."
In der Brauhausstraße hagelt es Strafzettel
Ja, schlimmer noch, in der Brauhausstraße westlich des Wohnareals wartet geradezu eine Parkfalle, wo jeden Tag munter gestraft werde. Dort gibt es nämlich abschnittsweise Halteverbote. Dort, wo die Straßenschilder das Ende dieser Zone markiere, parken dann Besucher oder Bewohner – und kassieren Strafzettel: "Weil keine zwei Fahrspuren frei bleiben, wenn dort jemand sein Auto abstellt", erklärt der Anrainer verärgert: "Da hätte man das Halteverbot gleich durchziehen können, statt hier abzukassieren."
Die Plätze in den gemeinschaftlichen Tiefgaragen sind fürs gesamte Viertel offenbar deutlich zu rar gesät. "Wir haben erst die Chance, einen zu ergattern, wenn jene aus den vorderen Blöcken, die ihnen zustehenden nicht in Anspruch nehmen." Der Kostenpunkt liegt dann bei 120 Euro im Monat.
Die Problemzonen im Erdgeschoss
Der nächste Haken: Während die Miet- und Kauf-Wohnungen auf dem Markt tatsächlich gut weggehen, herrscht in der – für Shops, Gastro und Gewerbe – geplanten Erdgeschosszone rund um den Park tatsächlich vielfach noch gähnende Leere. Aber immerhin: Es gibt ein Immobilienbüro, das die leeren Flächen im Viertel anpreist und man kann im Schönheitsinstitut ums Eck eine "dicke Lippen riskieren".
Ein Bäcker wird wohl der erste Nahversorger sein
Der erste, der den Bewohnern hier Brot, Gebäck, Semmerln, einen Imbiss und wohl auch ein Bier verkaufen will, ist übrigens Martin Auer, der seine Filiale am vorderen rechten Eck des Parks zumindest, was die Theke angeht, auch schon eingerichtet hat. Doch noch sieht es hier nicht nach einem Eröffnungsfest aus. Am 8. September soll es dann aber so weit sein, vermeldet Martin Auer auf Anfrage aus dem Urlaub. Im Bereich der Tennenmälzerei soll dann ja auch ein Spar-Markt aufsperren, damit Reininghaus tatsächlich ein Stadtviertel der kurzen Wege wird. Aber vorerst heißt es für die Bewohner: Bitte warten!
Bernd Hecke