Der Grazer Ärztenotdienst ist Geschichte– zumindest am Standort am Marburger Kai. Mit dem 1. Juli wurde diese Anlaufstelle für Patienten geschlossen. Im Vorfeld gab es daran viel Kritik, auch in der Ärzteschaft war man sich uneinig, ob dieser Maßnahme gut oder schlecht für Patienten (und Mediziner) sei.
Wie funktioniert das System nach der Schließung der Ordination und dem Ende des Kuratoriums für den funkärztlichen Bereitschaftsdienst nun?
- Statt des Standortes am Marburger Kai haben nun täglich zwei wechselnde Ordinationen geöffnet (je eine links und rechts der Mur) – und zwar zwischen 9 und 12 sowie 15 und 18 Uhr. Diensthabende Ordinationen finden Sie hier.
- Visitendienste finden weiter statt (Montag bis Freitag von 19 bis 5 Uhr früh sowie an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen von 8 bis 13 und 14 bis 5 Uhr morgens).
- Die Rufnummer bleibt gleich (Tel. 1450). Geplant ist, dass Grazerinnen und Grazer nicht mehr an den Marburger Kai fahren sollen, sondern zuerst die Hotline 1450 kontaktieren sollen.
- Bereitschaftsärzte sind nun mit Fahrern des Grazer Parkraumservices (GPS) unterwegs. Am GPS-Standort am Jakominigürtel sind auch die Ruheräume für Ärzte und Fahrer. Fahrer wurden oder werden zu Rettungs- bzw. Notfallsanitätern ausgebildet. Die Ärzte sollen auch Patienten in Umlandgemeinden wie Kainbach, Stattegg, Thal und Weinitzen betreuen.
Kritische Ärzte
In Teilen der Ärzteschaft gibt es nach wie Skepsis: Es sei zu erwarten, dass das neue Modell noch mehr Patienten in die Notaufnahmen der Spitäler treibe. „Wir sind sehr gespannt, wie sich die Frequenzen in den Grazer Notaufnahmen jetzt entwickeln. Dreistellig sind sie teils auch schon jetzt am Wochenende“, heißt es in einer Aussendung der „Aktion freier Arzt“, in der Mitglieder der Ärztekammer kritisiert werden.
Der Grazer Gesundheitsstadtrat Robert Krotzer fürchtete anfangs „kurzfristige Spar-Phantasien“ und „drastische Einschränkungen der Versorgung in der Nacht“. Nach Verhandlungen zwischen Stadt, Land und Ärzteschaft sei er nun froh über die Neuordnung – und dass die nächtlichen Visitendienste auch angenommen würden. „Der bereitschaftsärztliche Dienst rückte noch näher an die Bedürfnisse der Menschen heran.“