In zahlreichen Gastrolokalen in Graz ist es bereits Standard. Wer sich sexuell belästigt fühlt, kann sich beim Kellner erkundigen, ob "Luisa da ist" – und ihr oder ihm wird geholfen. Dieses Konzept dehnt die Stadt Graz ab 4. Juli auf die Schwimmbäder aus. Auch dort ist sexuelle Belästigung seit vielen Jahren Thema. Der Name des Projekts: "Luisa geht schwimmen".

Mehr sei es nicht geworden, meint Michael Krainer, Chef der Freizeitbetriebe. Trotz "fundamentalem Wandel der Gästestruktur", wie er es nennt. "20 bis 30 Fälle von sexueller Belästigung pro Saison werden uns bekannt", erzählt er. Erst vergangenes Wochenende haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen Fall gehabt: Ein Mann hat mit seinem Handy schlüpfrige Foto von einem Gast gemacht. "Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben dafür gesorgt, dass die Fotos wieder gelöscht wurden", so Krainer.

Luisa geht schwimmen: "Man braucht keine Angst vor einem Badebesuch zu haben"

"Wir wissen schon länger, dass Frauen und Mädchen sich nicht immer sicher fühlen in den Schwimmbädern", sagt Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ), die auch die Frauenagenden in der Stadt überhat. "Da geht es nicht nur um Verbales, sondern auch tatsächlich um sexuelle Übergriffe. Ich hatte gerade erst eine Frau Mitte 40 bei mir im Büro, die so etwas erlebt hat."

Die zentrale Botschaft, die Kahr und Krainer unter die Leute bringen wollen: "Man braucht in Graz keine Angst vor einem Badebesuch zu haben. Und wir wollen klarmachen: Sexuelle Belästigung hat hier keinen Platz. In den Lokalen nicht, in Schwimmbädern nicht, nirgends."

Sexuelle Belästigung ist es dann, wenn sich jemand belästigt fühlt

Wo diese anfängt, liegt bis zu einem gewissen Grad im Empfinden der Betroffenen. "Sexuelle Belästigung ist es dann, wenn sich die Person belästigt fühlt", betonen Doris Kirschner vom Frauenreferat und Ina Mastnak vom Verein Tara, die viel mit betroffenen Frauen arbeiten. "Das muss nicht immer strafrechtlich relevant sein, beginnt beim beharrlichen Anstarren und geht bis zum körperlichen Übergriff, der immer noch verharmlosend als Grapschen bezeichnet wird", so Mastnak.

Wer sich also in einem Freibad belästigt fühlt, kann zum Bademeister gehen und nach Luisa fragen. "Das Gute an diesem Codewort: Alle wissen Bescheid und man muss als Betroffene nicht gleich erklären, was passiert ist. Das ist für viele ja unangenehm", so Kirschner. Der Ablauf: Die Badeaufsicht holt geschulte Kollegen und diese klären das weitere Vorgehen ab: Reicht es, die Betroffene zum Platz zu begleiten, sind ihre Sachen zu holen, braucht es eine Konfrontation mit anderen Badegästen, müssen Bäderverbote ausgesprochen oder muss die Polizei geholt werden? Das entscheidet man dann gemeinsam je nach Schwere des Vorfalls.