Endlich wieder "spring"! Es war schon die 22. Ausgabe des springfestival in Graz, die von Mittwoch, 15. Juni, bis Sonntag, 19. Juni, über die Bühnen der Grazer Clubs, aber auch gleich mehrere Freiluft-Locations gegangen ist.
Das Festival war so breit wie noch nie aufgestellt und bot neben internationalen DJ-Stars und etlichen kostenlosen Veranstaltungen (Mariahilferplatz, Lendgarten, Parkhouse, Closing auf den Kasematten) auch ein starkes Lebenszeichen der heimischen Dance-Szene. So dürfen die Veranstalter zufrieden resümieren: "Das springfestival war so gut besucht wie noch nie." Zwischen 14.000 und 16.000 Besucherinnen dürften über die fünf Festivaltage bzw. vier Festivalnächte die Veranstaltungen besucht haben, schätzt man.
Zufrieden ist man auch mit den Workshops der Electronic Lessons, die sehr gut besucht gewesen seien: "Vor allem war der Awareness-Workshop innerhalb kürzester Zeit ausgebucht. Das zeigt uns, dass wir an diesen Themen dran bleiben müssen."
Rückkehr in die Grazer Clubs
In den letzten beiden Jahren hatte man pandemiebedingt noch auf Streams von Auftritten an spektakulären Orten (etwa Acid Pauli am Dachstein oder Claptone im Freilichtmuseum Stübing) gesetzt, die im Netz ein Millionenpublikum erreichten, 2021 gab es zwar weiter keine Klubveranstaltungen, dafür aber Kunst auf den Straßen, Fassaden und im Netz und einen inklusiven DJ-Workshop als Herzensprojekt.
Höhepunkt mit Fatboy Slim auf den Kasematten
Heuer ging es aber endlich wieder zurück in die Clubs – und wie: Mit Fatboy Slim, der am Donnerstag (16. Juni) in den Kasematten auftrat, hatte man sich einen fetten Hauptact geangelt. Norman Cook, so sein bürgerlicher Name, ist seit den Achtzigern ein wichtiger Protagonist der britischen Musikszene (The Housemartins, Beats International). Als Fatboy Slim wurde er in den Neunzigern zu einem Hauptakteur der "Big Beat"-Musik und schaffte mit "The Rockafeller Skank", "Praise You" oder "Weapon of Choice" Welthits, die dank origineller Videos auf MTV in Dauerrotation liefen. Das Album "You’ve Come A Long Way, Baby" gilt nach wie vor als eines der bedeutendsten im Bereich der elektronischen Musik.
Domnacht mit Techno-Legende Chris Liebing
Eine weitere Legende wartete man mit Chris Liebing auf – der Deutsche ist Wegbereiter der Techno-Kultur in Europa, prägte maßgeblich den Szene-Begriff "Schranz" für besonders harten Techno. Er ist bereits bei den wichtigsten Dance-Veranstaltungen wie der Love-Parade über Mayday, Nature One, Rave On Snow bis Time Warp aufgetreten, nun kam er im Rahmen einer Domnacht am 15. Juni nach Graz.
Juju rappte beim springfestival in Graz
Die Dritte im Bunde war Juju, Deutschlands derzeit bekannteste Rapperin. Sie hat 2019 bei den MTV Europe Music Awards in der Kategorie "Best German Act" gewonnen und als eine Hälfte von SXTN mit großer Klappe und asozialen Texten eine ganze Generation geprägt und damit den Weg für weibliche Rapperinnen geebnet. Schon vor zwei Jahren sollte sie am springfestival auftreten – jetzt war es endlich so weit. Mit im Gepäck hatte sie ihr Album „Bling Bling“.
Unter den Künstlerinnen und Künstlern für das springfestival 2022 waren auch die Palästinenserin Sama' Abdulhadi und Gigi Kaiji aka HVL, Resident der ersten Stunde im "Berghain des Ostens", dem Club Bassiani in Georgiens Hauptstadt Tiflis.
"The Sound of Graz"-Wettbewerb
Das springfestival graz ist seit jeher eine der größten österreichischen Plattformen für elektronische Kunst und Musik, was die Veranstaltung auch zum Sprungbrett und zur Gelegenheit, sich vor einem internationalen Fachpublikum zu beweisen, macht. Letztes Jahr wurde etwa der "The Sound of Graz"-Wettbewerb ins Leben gerufen. Über 80 Einreichungen von heimischen Talenten machen den Bewerb zu einem der erfolgreichsten Initiativen zur Nachwuchsförderung. Nach wie vor zeichnet sich das Festival dadurch aus, dass 60 Prozent der auftretenden Acts heimische Künstlerinnen und Künstler sind, so auch in diesem Jahr, kündigt das Organisationsteam bereits an.