Es war die spektakulärste Entführung des Jahres – jene der etwa fünf Meter langen Jungbirke aus dem Grazer Stadtpark. In einer Nacht- und Nebel-Aktion wurde sie dort im Sommer ausgegraben und wenige Tage später in der Nähe der danach umbaureifen Unibibliothek wiedergefunden und wiederbelebt. Für die Mitarbeiter des neuen Heimwegtelefons kam dieser Zwischenfall zu früh. Sonst wäre ihr erster telefonischer Sicherheitsdienst wohl zum Krimi geworden: „Hier läuft gerade jemand mit einem Baum über der Schulter durchs Univiertel.“
Wir unterstellen den dreisten Baumdieben keine böse Absicht – womöglich haben sie die Birke auf ihrer nächtlichen Jagd bierbedingt für ein putziges Pokémon gehalten. Nur gut, dass sie da nicht die gefährlichste Giftpflanze des Grazer Jahres erwischt haben: Poison Ivy. Dieses eingeschleppte Kraut überstand sogar den zerstörerischen Frost des Aprils – es musste von Männern in Schutzanzügen in einem Hochtemperaturofen verbrannt werden. Kein Witz.
Der SK Sturm hingegen wurde unliebsames Grün einfacher los. Gemeint ist dabei nicht Rapid (eliminierte sich selbst), sondern der alte Stadionacker: Feinportioniert wurde er von wahren Fans mit nach Hause genommen; am neuen Rasen kürte sich Sturm dann zum Herbstmeister. Bleibt nur zu hoffen, dass der Meistertitel 2016/17 nicht wie das heurige Nuke-Festival doch noch abgesagt wird. Für die Siegerparade hätten wir nämlich DIE Idee: Wenn schon nicht auf der Ivica-Osim-Straße gefahren werden kann, könnte man dem Meistercorso zumindest Super-Mario-Karts vorausschicken. Ein Video von solchen am Grazer Hauptplatz sahen 2016 weltweit 4,9 Millionen Menschen.
Thomas Kuhelnik