Die Kollisionsgefahr ist riesig, für jene, die in der Adventzeit handyblind durch die Straßen rennen. Nur gut also, dass der Empfang beim öffentlichen Internetangebot stockt, wenn man sich beim Surfen im freien WLAN zu viel bewegt – wer an einem Standort verweilt, ist klar im Vorteil.
An vielen festen „Hotspots“ in Graz hat man kostenlosen Zugang zum Internet. So versucht seit 2009 auch die Stadt Graz selbst mit dem passwortfreien „Cityaccess“ ein Service für mobile Surfer anzubieten. Nicht überall gelingt das einwandfrei, wie ein Selbsttest zeigte.
Während da der beliebteste Cityaccess-Hotspot am Bahnhof (2016: 158.000 Zugriffe) innerhalb von Sekunden schnelles Internet ermöglichte, scheiterte eine stabile Verbindung unter anderem am Jakominiplatz und beim Eisernen Tor. Am Lendplatz variierte die Qualität des Empfangs minütlich und am Hauptplatz dauerte es geschlagene fünf Minuten, um sich erfolgreich einzuloggen – weit langsamer als bei den WLAN-Angeboten anliegender Geschäftsketten. Erklärt werden die Verbindungsprobleme von der zuständigen Holding Graz durch defekte Hardware, die bereits ausgetauscht sei.
An etwa 40 neuralgischen Punkten – von Hauptplatz über Oper bis zu den Schöckl-Liftstationen steht der freie, städtische WLAN-Zugang zur Verfügung. 2016 wurde dieses Angebot für rund 950.000 Zugriffe genutzt – 100.000 Mal öfter als 2013. Für eine Stadt, die etwas auf sich hält, ist solch ein Service unerlässlich: New York etwa installiert aktuell Tausende Säulen, um sein Netz noch großflächiger zur Verfügung stellen zu können – London plant Ähnliches. In Österreich gilt Linz mit WLAN in den Öffis und über 200 öffentlichen Hotspots vielen Städten als Vorbild.
Das führte auch in Graz zu politischen Forderungen. So regte 2015 die SPÖ an, das Angebot an Linz anzugleichen, die FPÖ forderte eine WLAN-Verstärkung im Oktober 2016, die Junge ÖVP pocht aktuell darauf, die Stadt digital aufzurüsten. Das größte Echo erreichte Anfang 2016 ein Vorstoß der Grazer Piratenpartei: Wie in einem Versuch in Deutschland erfolgreich vorexerziert, sollte mit Gratis-WLAN in Bus und Bim Vandalismus entgegengewirkt werden. Obwohl sich der Grazer Gemeinderat darauf einigte, ebendies im heurigen Sommer zu testen, zerschlug sich die Idee noch: Um 11.000 Euro an Sachbeschädigungen in Öffis zu vermeiden, wollte man nicht 650.000 Euro für die WLAN-Ausstattung des gesamten Fuhrparks investieren, wird seitens der Holding erklärt.
In den Öffis kommt also vorerst kein freies Internet. Das Netz werde aber trotzdem konstant verdichtet. Bis zu den Special Olympics im März werde es bei der Eishalle Liebenau einen neuen Hotspot geben. Und beliebte Standorte würden stückweise mit hochwertigeren Antennen ausgestattet, um so dem wachsenden Bandbreitenhunger nachzukommen.
Thomas Kuhelnik