Es gibt Bier, es ist eng, laut, stickig und düster. Beats dröhnen aus den Boxen, Menschen reihen sich an Menschen. Der Raum zwischen der niedrigen Holzdecke und dem Fliesenboden ist brechend voll, nichts geht mehr, 20 Minuten vor Beginn der Veranstaltung.

Zwischen Bühne und Publikum: vielleicht drei Zentimeter. Kein Millimeter Platz zwischen Mensch und Wort. Hier gibt’s Kultur, junge Alltagspoeten konfrontieren beim sogenannten Poetry Slam mit ihren Texten – leise, laut, melodisch, abgehakt, erzählt, gerappt, vieles in einem. Die Themen: von Krieg bis Liebe.

Die Szene stammt vom aktuell letzten Poetry Slam in der Kombüse Graz.  Das ist jenes Lokal, das kurz darauf für einige Wochen dichtmachte – die Betriebsstättengenehmigung einer Imbissbude ließ sich nicht mit vollen Slams, Konzerten und lauter Musik vereinbaren.

Der Poetry Slam, ein Wettbewerb kurzer performter Texte, hat es 2004 in den Duden geschafft. Seine Graz-Premiere feierte er 2007 im Kultursaal bei den Minoriten. Inzwischen ist er etabliert: „Wir sind die Poetry-Slam-Hauptstadt Österreichs“, tönt Klaus Lederwasch, selbst Veranstalter.

Fünf Termine in zehn Tagen

Der Terminplan untermauert diese Aussage. Fünf Poetry Slams finden bis 19. März in Graz statt (siehe unten), dazu kommen zwei Lesebühnen, die sich ebenso der literarischen Subkultur zurechnen. Zum Vorschein komme dort „der literarische Schatz der Normalbevölkerung“, schwärmt Kuno Kosmos, einer der Grazer Poetry Slammer.

Neben Lederwasch, Mieze Medusa und Markus Köhle ist vor allem Mario Tomic eine treibende Kraft der Grazer Szene. Er ist der „Käpt’n“ des Kombüsenslams, bei dem das „Sub“ vor „-kultur“ am allergrößten geschrieben wird: Eintritt und Sitzplätze, wie sonst üblich, fallen weg; gewertet wird mit Applaus statt Punkten.

Durch die behördlichen Auflagen steht nun ein Ortswechsel im Raum. Über die Facebook-Seite „Verein PLuS“ will man bald informieren. Schon einmal wich man ins Künstlerhaus aus. Tomic hofft generell auch auf Poetry Slams in den großen Häusern: „Das Unabhängige, Dreckige und Hungrige muss aber bleiben!“

Die nächsten Termine: