Frau Ranner, bisher sind Sie nicht gerade als Europa-Expertin in Erscheinung getreten. Jetzt wollen Sie für die ÖVP ins EU-Parlament. Was befähigt Sie dazu?
HELLARANNER: Ganz spezifische Europarechtserfahrungen habe ich durch meinen Beruf als Rechtsanwältin. Dazu kommen meine Erfahrungen als Präsidentin der Grazer Messe.

Aber künftig sind Sie Politikerin.
RANNER: Meine Ambitionen zum Thema Europa sollte grundsätzlich jeder haben, der in Europa lebt, denn Europa ist ein Thema das uns alle angeht. Mein Interesse an einem Mandat im EU-Parlament ist das gleiche wie bei Abgeordneten im Nationalrat: Eine möglichst gute Vertretung unsere Interessen in der EU.

Gibt es Interessen, mit denen Sie ganz speziell die Steiermark vertreten wollen?
RANNER: Die spezifisch steirischen Interessen gibt es deshalb, weil wir noch immer am südlichen Rand der EU liegen - Slowenien und Ungarn sind noch nicht lange dabei, Kroatien noch gar nicht. Wegen dieser jahrzehntelangen Randlage hat die Steiermark noch immer Aufholbedarf.

Ihr Vorgänger Reinhard Rack war als Universitätsprofessor nicht unbedingt volksnah. Sie als Anwältin regieren auch nicht am Stammtisch. Wie wollen Sie mit den Wählern in Kontakt kommen?
RANNER: Der Wahlkampf wird natürlich so organisiert, dass ich in allen steirischen Bezirken auftreten werde. Bei sogenannten "get together" versuchen wir, mit möglichst vielen Leuten in Kontakt zu kommen und deren Anliegen aufzunehmen. Für die Zukunft plane ich auch regelmäßige Bezirkstage: Abgesehen von aktuellen Anlässen will ich jeden Bezirk mindestens einmal im Jahr besuchen.

Was hat ein Steirer, eine Steirerin davon, wenn er Sie am 7. Juni wählt?
RANNER: Das, was ich meinen Landsleuten versprechen kann, ist, dass ich für ihre konkreten Anliegen mehr zur Verfügung stehen kann, als das bisher der Fall war. Etwa beim Thema der Ausschöpfung aller EU-Förderungen, hier bleibt ja seit Jahren immer einiges liegen, was man abholen könnte.

Mit welchen Themen wollen Sie punkten?
RANNER: Das wichtigste ist die Erhöhung der Wahlbeteiligung. Zweitens wollen wir die Position der Mitbewerber ins richtige Licht setzten: EU-Feindlichkeit bringt nichts, denn an der EU führt kein Weg vorbei. Wir wollen vieles verbessern, besser kontrollieren und durchschaubar machen, aber die ÖVP ist die einzige Partei, die ohne Wenn und Aber zur EU steht.

Etwas konkreter bitte: Was halten Sie von der EU-Linie der SPÖ?
RANNER: Deren Linie ist schlicht falsch, weil sie an der Realität vorbei geht.

Wie lässt sich Ihr künftiger Job mit Ihrem Beruf als Anwältin kombinieren, leiden darunter nicht beide Bereiche?
RANNER: Ich konnte dieses Mandat überhaupt nur annehmen, weil meine Partner in der Kanzlei ihre Unterstützung zugesagt haben. Gleichzeitig gebe ich ja meinen Job als Messe-Präsidentin auf, aber weniger Arbeit werde ich in Zukunft sicher nicht haben.

Was ist Ihr Wahlziel in der Steiermark am 7. Juni?
Ranner: Stärker werden und vor der SPÖ liegen, die zuletzt 15.000 Stimmen mehr hatte.

Seit wann sind Sie ÖVP-Mitglied?
Ranner: Ich bin seit Urzeiten Mitglied des Wirtschaftsbundes.

Dann gehen Sie also als Vertreterin der Wirtschaft nach Brüssel?
Ranner: Nein, ganz sicher nicht in dieser Ausschließlichkeit. Schon als Anwältin habe ich sehr viel mit Arbeitnehmerrechten zu tun, aber auch im Bereich der Familienpolitik habe ich einiges einzubringen. Aber auch über die Sorgen der Bauern bin ich durch verwandtschaftliche Verhältnisse sehr gut informiert.