Eigentlich wollte er Diplomat werden. "Aber keiner hätte mir garantiert, Botschafter von Rom, Paris oder Washington zu sein", lächelte Günther Ziesel, Doyen der österreichischen TV-Journalisten, bei einem Espresso im Cafe Promenade. So durfte der 67-jährige Grazer gestern eben auch den "Großen Josef- Krainer-Preis" entgegennehmen und darf "außerordentlich stolz" auf ein Lebenswerk sein, das 1960 mit einem Hörfunk-Interview für 100 Schilling Gage begann.

Karriere.Einst Anchorman der ZIB 2, Moderator der TV-Pressestunde, erfolgreicher Buchautor ("Gedanken zur Zeit"), Regisseur, von 1990 bis 1994 ORF-Landesintendant und im 27. (!) Jahr mit dem "Alpen-Donau-Adria-Magazin" unterwegs - die Karriere des Familienvaters (Tochter Cosima lebt als Hotelmanagerin in Shanghai) ist makellos. Er hat Johannes Paul II interviewt, Kaiserin Zita, den Dalai Lama, Kardinal König, Michael Douglas, John Bon Jovi oder Helmut Kohl. "Putin und Obama fehlen mir noch", zwinkert der nimmermüde Perfektionist. Privat? Singt Ziesel Schubertlieder, liebt er Pasta, Verdi-Opern. Thomas Manns Novellen. Und zeigt sich "besorgt" über die Situation des ORF. "Weil diese Institution nicht Spielball und Selbstbedienungsladen der Politik sein darf!"