Herr Wischenbart, die von Ihnen durchgeführte Evaluierung der Drei-Jahres-Förderungen der Stadt Graz wird von Teilen der Kunstszene kritisiert. Die Künstlergruppe Rhizom etwa ist der Meinung, dass die Bewertung nicht korrekt verlaufen sei. Wie sehen Sie das?
RÜDIGER WISCHENBART: Das Grundprinzip der Evaluierung ist, dass jede Einrichtung die eigenen Ziele sehr detailliert definieren muss. Wir bitten die Einrichtungen, sich selbst mit Punkten zu bewerten, und dann eine Gesamtheit von Fachbeirätinnen und Fachbeiräten, diese Selbstbewertung von außen zu beurteilen. Da kann es natürlich vorkommen, dass einen Gruppierung wie Rhizom sagt: Wir schätzen uns anders ein als diese Außenbetrachtung. Das ist legitim, dass man sich selber anders betrachtet. Aber ich glaube nicht, dass es ausreicht, dass man sich auf die Selbsteinschätzung verlässt.

Rhizom sagt, bei der Evaluierung seien Fehler passiert, so seien etwa Daten verlorengegangen.
WISCHENBART: Das stimmt nicht. In der Protokollierung des Prozesses sind diese drinnen.

Sie sehen also keinen Grund für eine Neuevaluierung, wie von Rhizom gefordert?
WISCHENBART: Das ist nicht an mir, das zu bewerten, sondern das müsste - wenn schon - der Auftraggeber sagen, und das ist die Stadt Graz. Wenn die Auftraggeber sagen, da sind sie sich unsicher, steht ihnen das natürlich zu.

Auch der Fachbeirat hat sich von der Bewertung der Gruppe Rhizom distanziert, u. a. weil die endgültige Beurteilung angeblich noch ausstand. Wurde hier der Fördersack zu früh zugemacht?
WISCHENBART: Das verstehe ich nicht. Wir haben unsere Zwischenergebnisse, die die Basis für unsere Fachbeiräte waren, abgegeben. Und bis zu diesem Termin, an dem alle Fachbeiräte vertreten waren, gab es sechs Wochen. Nach diesem Termin gab es wieder ein paar Wochen, in denen wir von vielen die Ergebnisse eingeholt oder überprüft haben. Nur: Wir haben da keinerlei Rückmeldung bekommen.

Aus der Szene hört man auch, dass die Evaluierung zu undurchsichtig ausgefallen sei? Gibt es hier Verbesserungsmöglichkeiten?
WISCHENBART: Ich kenne kein System, das man nicht verbessern könnte. Und ich habe von Anfang an empfohlen, dass man nach einer Evaluierung wieder so etwas wie die Grazer Kulturdialoge abhält, weil ich davon ausgehe, dass so ein Prozess gesamtheitlich besprochen werden sollte.

Was erwarten Sie sich von der heutigen Kleine-Zeitung-Arena?
WISCHENBART: Im besten Fall erhoffe ich mir ein bisschen was, das in die Richtung dieses Kulturdialoges geht. Dass man den Ablauf gemeinsam durchgeht und schaut, wie man es das nächste Mal besser machen kann.