Wie steht es nach sieben Monaten Regieren mit Schwarz-Grün?
LISA RÜCKER: Damals war es ein Experiment, weil es für Graz neu war. Heute ist es eine seriöse Zusammenarbeit. Damals war der Ausgang offen, heute wissen wir, dass es funktionieren kann.

Wie geht es der grünen Basis mit dem Koalitionspartner?
RÜCKER: Es gibt nach wie vor Bedenken und Kritik - zu Recht. Manche tun sich mit der konservativen Partei einfach schwer, die Mehrheit steht aber klar hinter Schwarz-Grün.

Was ist der Preis der Macht?
RÜCKER: Eine größere Realitätsnähe. Als Regierungsmitglied habe ich zum Beispiel eine Verantwortung für alle Verkehrsteilnehmer.

Heißt das, Grüne, die nicht regieren, sind realitätsfremd?
RÜCKER: Nein, aber in der Opposition kann man schärfer formulieren und seine Ziele klar verfolgen. Ich merke, dass ich jetzt in der Regierung viel zu ungeduldig bin. Ich wäre beim Umsetzen gerne viel schneller, aber da gibt es die Verwaltung und Gesetze . . .

Bei den GVB-Tickets haben Sie wohl die Realität zu spüren bekommen. Wo bleiben Ihre versprochenen günstigen Ticketmodelle?
RÜCKER: Die haben sich nur verzögert. Wir arbeiten noch an Tickets zu den Bereichen Job, Umwelt, Tourismus und Studenten.

Was sind Ihre größten Probleme mit der Nagl-ÖVP?
RÜCKER: In der Integrationsfrage bin ich von Nagl enttäuscht. Da hätte ich mir eine Distanzierung vom radikalen Kurs der Bundes-VP erwartet. Aber es gibt weniger Probleme als erwartet.

Warum kämpfen die Grünen trotz Mehrheitsbeschluss weiter gegen das ECE-Einkaufszentrum?
RÜCKER: Wird das überhaupt gebaut? Ich hör' schon lange nichts mehr. Aber wir haben das in den koalitionsfreien Raum gestellt.

Was wäre denn eine Bruchstelle für Schwarz-Grün?
RÜCKER: Wenn die VP bei meiner Verkehrspolitik zu schwitzen beginnt. Da gibt es unter Autofahrern große Hysterie und ich bin die Böse. Uns wurde sogar unterstellt, absichtlich den Schnee nicht geräumt zu haben, um Autofahrer zu ärgern. Ein Blödsinn! Aber ich möchte, dass die Leute, wenn sie im Stau stehen, den Bus an sich vorbeifahren sehen. Dann steigen sie ja vielleicht um.

Klappt Schwarz-Grün ohne Nagl?
RÜCKER: Ohne ihn wäre es schwierig, weil Nagl die verschiedenen Positionen der ÖVP gut zusammenhält.