Wir wissen derzeit nicht, wie und wo wir weiterarbeiten werden", sagt Leo Kreisel-Strausz von der Künstlergruppe Rhizom. "Vielleicht machen wir eine Kebab-Bude auf, um das fehlende Geld hereinzuholen."

Förderung entzogen. Wie berichtet, ist dem Grazer Kollektiv die mittelfristige Förderung entzogen worden. Von Rhizom kritisiert wurde dabei vor allem die Evaluierung, mit der die Streichung begründet wurde. "Wir sind der Meinung, dass die Beurteilung nicht korrekt durchgeführt wurde und haben uns daher für eine neuerliche Bewertung eingesetzt", sagt Kreisel-Strausz (Details im Netz unter www.rhizom.mur.at). Diese Neuevaluierung wurde von der Stadt aber abgelehnt.

Nichts zu rütteln. "Das Paket für die dreijährigen Förderverträge ist geschnürt", bestätigt SP-Kulturstadtrat Wolfgang Riedler. "Da gibt es derzeit nichts zu rütteln." Das Kulturamt werde aber versuchen, den Kritikpunkten und Hinweisen nachzugehen. Außerdem könne die Künstlergruppe jederzeit für konkrete Projekte ansuchen.

Unklare Bewertungen. Kritik an der Evaluierung kommt auch von anderen Initiativen. Ilse Weber vom Kunstverein ESC, dessen Förderung eingefroren wurde: "Uns wurde unter anderem bescheinigt, über keinen klaren institutionellen Rahmen zu verfügen, obwohl wir seit 13 Jahren in dem Haus arbeiten und Verträge haben", sagt sie. Überhaupt sei die Beurteilung sehr undurchsichtig ausgefallen.

Wie es dazu kam. Als undurchsichtig bezeichnet die Evaluierung auch Joachim Baur von der Werkstadt Graz, der nun ebenfalls die mittelfristige Förderung entzogen wurde. Nicht nur das Ergebnis sollte für jeden klar erkennbar sein, sondern auch, wie es dazu kam.

Für Verwirrung in der Kunstszene sorgte zudem ein Brief, in dem sich der Fachbeirat für Medienkünstlerische Praxis von der Bewertung der Gruppe Rhizom distanziert. Die Kulturabteilung der Stadt Graz habe ihre Entscheidung getroffen, ohne eine Beurteilung einzuholen.

Genügend Zeit. Evaluator Rüdiger Wischenbart weist die Kritik zurück: "Der Fachbeirat hätte genügend Zeit gehabt, die Bewertung richtig zu stellen." Zudem habe er sich die Unterlagen noch einmal durchgesehen, und "keinen erkennbaren Grund" für eine Neuevaluierung entdecken können.

Betteln gehen. "Dass wir jetzt wieder für jedes einzelne Projekt ansuchen müssen, bedeutet nichts anderes, als dass wir betteln gehen müssen", sagt Baur. Bleibt letztlich nur zu hoffen, dass nun nicht auch über ein Bettelverbot für Künstler und Vereine nachgedacht wird.