Herr Bürgermeister, Landesparteichef Hermann Schützenhöfer drängt trotz Wahlschlappe und Platz zwei auf einen ÖVP-Bundeskanzler - egal, ob Schwarz-Blau-Orange oder Schwarz-Orange-Grün. Ist es für die Volkspartei so schwer, nicht erste Wahl zu sein?
SIEGFRIED NAGL: Nein, gar nicht. Wir haben vom Wähler eine Ohrfeige und keinen Regierungsauftrag bekommen, also sollten wir klar in Opposition gehen. Das sagen mir auch meine Funktionäre.

Wie soll es dann in Wien weitergehen. ÖVP-Chef Josef Pröll hält sich alle Optionen offen, während der designierte SP-Obmann Werner Faymann sich ja deutlich auf die Volkspartei festgelegt hat...
NAGL: Das schauen wir uns einmal an. Jetzt müssen die so genannten Wahlsieger zeigen, was sie zusammenbringen. Die SPÖ will uns ja von der ersten Minute an als Packesel missbrauchen. Wenn wir in Opposition gehen, kann es ja sein, dass die Menschen sehen, was die ÖVP sonst in eine Regierung einbringt. Vielleicht vermissen die Wähler uns dann ja.

Und sollte doch Schwarz-Blau-Orange kommen, können Sie sich dann vorstellen, ein Ministeramt in Wien anzutreten? Sie werden an der Gerüchtebörse ja schon wieder als heiße Aktie gehandelt.
NAGL: Nur wenn Graz wieder Residenzstadt wird (lacht). Aber im Ernst: Mit FP-Chef Strache kann ich mir eine gemeinsame Regierung nicht vorstellen, denn er macht eine ausgrenzende, europafeindliche, populistische Politik. Außerdem ist die Kommunalpolitik mein Anliegen. Schlechte Nachrichten für alle Fraktionen im Rathaus: Ich bleibe in Graz.

Und wie schaut es mit der Landtagswahl 2010 aus? Auch hier werden Sie gerne als Schützenhöfer-Nachfolger ins Spiel gebracht?
NAGL: Ich werde wie immer mithelfen, damit wir möglichst einen Wahlsieg einfahren. Hermann Schützenhöfer braucht nicht zittern. Ich bin nicht nur loyal, sondern auch treu und bleibe in der Stadt.