Die Steiermark wird bei der Finanzierung zu dem längst fälligen Neubau "LKH 2020" immer wieder vertröstet: Ein Revanchefoul des ÖVP-Finanzministeriums, das immer noch den Vorwurf erhebt, Sie seien von der Landes-SPÖ eingesetzt worden?
WERNER LEODOLTER: Wenn es ein Revanchefoul wäre, dann würde es bedeuten, dass wir jemanden gefoult hätten - wir haben aber niemanden . . .

Aber Ihr Besitzer und Eigentümer, so die ÖVP-Meinung
LEODOLTER: Wir sehen uns nicht als Besitztum von jemandem. Parteipolitik hat bei uns nichts verloren.

Spitalspolitik war doch immer auch ein Politikum.
ERNST FARTEK: Am Land nicht. Da sind die Politiker so nahe am Menschen, da können sie es sich nicht leisten, parteipolitisch bei Spitalsproblemen zu taktieren.

Trotzdem warten Sie jetzt schon fünf Monate auf einen Termin im Ministerium. Sind die Bundespolitiker so weit weg vom Menschen?,
LEODOLTER: Es ist müßig, die Handlungen anderer zu bewerten. Wir versuchen Druck zu machen, ebenso die Politiker. Molterer hat zumindest Verständnis gezeigt, dass es zu einem Abschluss kommen muss.

Gibt es schon eine Antwort auf das Gutachten vom Ministerium, wonach Sie von den 462 Millionen Euro Gesamtkosten 25 Prozent einsparen müssten?
LEODOLTER: Das schicken wir diese Woche noch nach Wien. Der Kostenvergleich, der angestellt wurde, ist nicht richtig, es wurde in Deutschland nicht mit aktuellen Zahlen gearbeitet. Die TU Graz hat das für uns untersucht.
FARTEK: Wir sehen ein Einsparungspotenzial von vier bis fünf Millionen Euro - mehr geht nicht.

Auch auf Landesebene macht Ihnen die ÖVP das Leben nicht leicht. Finanzlandesrat Christian Buchmann kritisiert, dass Sie sich lieber um Landesstrukturen als um Projekte im Ausland wie in Bosnien kümmern sollen.
FARTEK: Banja Luka plant, ein Krankenhaus während des Betriebes umzubauen und zu erweitern. Die Kages hat darin viel Erfahrung, wir wurden gefragt, ob wir als Berater tätig werden wollen. Das ist die Chance, unser Wissen gewinnbringend zu verkaufen.

Der Grazer Chirurgie-Vorstand Karlheinz Tscheliessnigg hat in der Kleinen Zeitung die totale Zentralisierung und eine Neuordnung der Patientenflüsse gefordert. Ist das die Zukunft?
LEODOLTER: Es wird so sein, dass Standardversorgungsaufgaben in einem peripheren Haus gemacht werden. Und dass Ärzte aus dem Klinikum in Form einer Rotation in der Peripherie auch Standardchirurgie machen. Spitzenmedizin wird in Graz gemacht. Aber wir müssen die anderen Häuser so weiter entwickeln, wie es für die Menschen vor Ort am besten ist. Dafür braucht man nicht überall eine Unfallchirurgie.

Der geplante regionale Strukturplan zur medizinischen Neuordnung stockt gerade.
FARTEK: Wir machen gerade die ersten Schritte mit vier Dialyse-Betten in Wagna, der Vergrößerung der Dialyse in Bruck und zusätzlichen Intensivbetten.

Im Krankenhaus Weiz gibt es Gespräche, dass ein externer Radiologe die MR-Abteilung betreiben könnte. Ist das die Zukunft?
FARTEK: Weiz ist konkret, wir könnten nächstes Jahr starten, andere Projekte sind erst am Beginn. Wir haben dafür eine eigene Organisation gegründet.

Können wir uns die ungleiche Verteilung von Hightech-Medizin überhaupt leisten?
FARTEK: In Graz haben wir doppelt so viele MRs (Magnet-Resonanz-Tomografie) wie wir brauchen, dafür sind die steirischen Bezirke nicht gut versorgt. Wir werden es uns nicht leisten können, im Abstand von zwei Kilometern zwei MRs zu betreiben, von denen jedes nur sechs Stunden läuft.

Die Kages versucht Ärzten Operationen in Sanatorien zu verbieten, ein Prozess wurde verloren - ist das rechtlich gedeckt?
LEODOLTER: Wir schließen heute neue Verträge, auch mit leitenden Ärzten, so ab, dass Operationen in Sanatorien nicht erlaubt sind. Wir weigern uns, hier Schleusen aufzumachen.