Die "Missa Salisburgensis" aus 1682, Heinrich Ignaz Franz Biber zugeschrieben, verlangt sechs Vokal-, Streicher-, Blech- und Holzbläserchöre samt Orgel und Pauken. Warum tun Sie sich so ein Mammutprojekt an?


Franz Herzog: Es gilt, 20 Jahre "Vocalforum Graz" und 20 Jahre meiner Chorleiter-Tätigkeit in Graz zu feiern. Als Geburtstagsgeschenk suchten wir etwas echt Ausgefallenes und kamen so auf die gewaltigste Sakral-Komposition aus dem Barock.

Wie bewältigt man die Tonmassen des 53-stimmigen Werks?
Herzog: Es braucht lang, um das "Chaos" zu lüften. Ich nahm mir allein zwei Monate Zeit, um Probenpläne für die 90 Musiker und die Aufstellungen der Stimmgruppen auszutüfteln. Im Zisterzienserstift Rein fanden wir ideale Voraussetzungen, um - wie bei der Uraufführung im Salzburger Dom geschehen - von Emporen herunter den Kirchenraum von allen Seiten her zu beschallen.

"Wenn das Wort hier nicht verpönt wäre: Einfach orgiastisch", schrieb ein Kritiker über eine Aufnahme der tosenden Festmusik.
Herzog: Uns geht es darum, Bibers fantastisches Gefühl vor allem für Bläser zu zeigen, dazu seine halsbrecherische Virtuosität, auch im "Nisi Dominus" a due für Violine und Stimme, das zu hören sein wird. Das Konzert hat für mich zudem eine sentimentale Dimension: Es sind Wegbegleiter der ersten Stunde dabei, etwa Franziska Hammer-Drexler, Martin Klietmann, Gerd Kenda und Johannes Chum. Die 16 Solisten sind quasi aus dem "Who is who?" der heimischen Szene.

Die "Missa" erklang zur 1100-Jahrfeier des Erzstiftes Salzburg. So lang werden Sie es als Chorleiter vermutlich nicht aushalten.
Herzog (lacht): Meine Arbeit verlagert sich immer mehr Richtung Komponieren, aber ich habe in der Ukrainerin Natascha Lukina eine hoch talentierte Assistentin.