GRAZ. Drei junge Frauen, schlank, decken singend den Tisch in der Model-WG. Die ist aber dann doch eine Klinik, in der Nana, "ein Püppchengesicht, ein Kleidergestell aus Haut und Knochen" aufgepäppelt werden soll. Diagnose: Magersucht. Aber da ist auch Ana, die personifizierte Anorexie, die Nana mit dunklen Geheimnissen bezirzt: "Alles, was sie an Liebe in dich reinwürgen, gilt nur der, die du spielst." Und da ist die Mitpatientin, die Medienfrau, zugleich Opfer und Konstrukteurin unerreichbarer weiblicher Perfektion. Sophie Reyer recherchierte für ihr Stück in anorexiefreundlichen (!) Internetforen und in den Notizen einer Magersüchtigen und montierte daraus einen flirrenden Text, Analyse einer Verführung, die in streng getakteten Monologen, Songs, Chören eine unheimliche, nervöse Anmut entfaltet. Auf der Literaturhaus-Bühne beobachtet eine Live-Kamera die Szenerie von oben und wirft die Bilder an die Bühnenwand. Auch so lässt sich Nanas Hungers-Not medial verdichten.