Wenn es im deutschen Sprachraum eine Literaturzeitschrift gibt, die bei allem Wandel ihre Qualität über Jahrzehnte gehalten hat, so die seit 1960 in Graz erscheinenden "Manuskripte". Sie sind Plattform für experimentelle Anfänge, Raum für fortschreitende Entwicklung. Dass ihnen arrivierte AutorInnen über die Jahre hin treu bleiben, zeigt, wie verbunden, wie heimisch man sich bei ihnen fühlt. Kein Wunder: sind ihre Tore doch unverstellt durch thematische Vorgaben oder Gattungszwang. Kurz: Alles, was gute Literatur ist, darf. Bei der Jubiläumsfeier betonte der Herausgeber der ersten Stunde, Alfred Kolleritsch, die kritische Intention, mit welcher die ersten Nummern erschienen sind - und gelangte zu dem Fazit, dass man auch heute noch - obwohl längst anerkannt - der Tropfen auf dem heißen Stein einer zunehmend unkritischer werdenden Unterhaltungsliteratur sein müsse. Diesem Prinzip nach lesen sich die rund 400 Seiten der Jubiläumsnummer als eine Anthologie bedeutender GegenwartsautorInnen - Texte von Peter Handke, Elfriede Jelinek oder Friederike Mayröcker inklusive. Im Angesicht solch einer imposanten Leistung über lange Jahre hinweg ist ein klein wenig Selbstzufriedenheit durchaus angebracht. Es lasen: Andrea Grill, Mathias Grilj, Clemens Setz, Vea Kaiser und Hans Eichhorn.