„Es war eine wilde Achterbahnfahrt der Gefühle“, beschreibt Christoph Steiner den letzten Freitag. Die beiden Grazer haben nämlich in Bielefeld den Titel des besten deutschsprachigen Poetry Slamteams geholt. Und das bereits zum zweiten Mal in Folge. Letztes Jahr brachten sie den Titel das erste Mal nach Österreich, dieses Jahr konnten sie ihn verteidigen.
Der Druck war höher
Eigentlich standen die Zeichen nicht so gut für die Grazer. Als am Tag des Wettbewerbes die Startnummer gelost wurde, bekamen sie den verrufenen ersten Startplatz. „Die ganze Szene weiß, das will niemand“, sagt Rothhardt. Wenn man als Erstes auftritt, hat das Publikum, das auch die Punkte vergibt, nämlich noch keine Referenz gehört, an der man den Auftritt vergleichen kann. Oft wird der erste Auftritt etwas schlechter bewertet, weil es ja noch besser werden könnte.
„Im Jahr zuvor kannte uns auch noch niemand. Das war irgendwie toll, weil man konnte kommen, auftreten und wieder fahren“, meint Rothhardt. „Dieses Jahr wussten alle, wer wir sind und dann ist ein anderer Leistungsdruck da“. Den Druck machten sich die beiden Schauspielkollegen im Next Liberty aber hauptsächlich selbst.
Schauspielerei als Vorteil
Da die beiden jahrelang bereits gemeinsam auf der Theaterbühne stehen, kennen sie einander in- und auswendig. Das liegt auch daran, dass die Grazer oft Geschwister spielen. Daher kommt auch ihr Teamname „Tommy und Annika“, weil sie gemeinsam beim Stück „Pipi Langstrumpf“ das Geschwisterpaar gespielt haben. „Wir haben auch ein ähnliches Verständnis von Humor. Welche Stilmittel finden wir gut, welche Themen sprechen wir an, da einigen wir uns relativ schnell“, sagt Steiner. Ihren Auftritt konnten sie im Next Liberty im passenden Setting und mit Mikrofonen üben. Das würde den beiden Slammern bei der Performance auch sehr helfen.
Dieses Jahr haben sie sich als ihre zwei Themen zum einen die Demokratie ausgewählt, an der sie in ihrem Text sinnbildlich, wie an einem offenen Herzen operieren. Im zweiten Text ging es um Meinungslosigkeit, Meinungsfreiheit und Pressefreiheit. Dabei baute das Duo die Tiefen des Internets ein, wo sie für den Text viel recherchiert haben. „Weil wir so viel gelesen haben auf Facebook, wird dir das auch angezeigt die ganze Zeit. Wir haben dann irgendwann gesagt, jetzt sind wir in den Schwurbler Bubbles drinnen. Das war gruselig“, erzählt Rothhardt.
Ein Auftrag nach dem anderen
Durch den erneuten Sieg sind die Grazer wieder sehr gefragt. Wer das deutschsprachige Poetry-Slam Meisterteam live sehen will, hat am 27. 12. die Chance im Schauspielhaus Graz beim „Best of Poetry Slam“ oder am 29. 12. im Volkstheater in München. Auch Textaufträge trudeln bei den Slammern ein.