s ist ein durchaus kreativer Ansatz, den die Marktgemeinde Feldkirchen bei Graz für ihren neuen Mobiltätsschlüssel gewählt hat. Die gemeindeeigene Verordnung sah vor, dass bei Neubauten zwei Parkplätze pro Wohnung gebaut werden, das Baugesetz des Landes forderte nur einen Platz. „Das war manchmal zu wenig, manchmal zu viel“, berichtet Bürgermeister Erich Gosch (ÖVP) von halb leeren Tiefgaragen auf der einen Seite und zugeparkten Nebenstraßen auf der anderen.

Herwig Riegler, LH-Stv. Anton Lang und VCÖ-Experte Michael Schwendinger  gratulieren den Gewinnern des VCÖ-Mobilitätspreis Steiermark von Feldkirchen bei Graz Bürgermeister Erich Gosch (3. von rechts), Gemeinderat Hannes Krois (3. von links) und Jakob Seidler (Verkehrplus)
Herwig Riegler, LH-Stv. Anton Lang und VCÖ-Experte Michael Schwendinger gratulieren den Gewinnern des VCÖ-Mobilitätspreis Steiermark von Feldkirchen bei Graz Bürgermeister Erich Gosch (3. von rechts), Gemeinderat Hannes Krois (3. von links) und Jakob Seidler (Verkehrplus) © Land Steiermark / Zick

In aufwändigen Erhebungen hat man sich die Situation in der Gemeinde drei Jahre lang, begleitet von Experten von „Verkehr Plus“, genau angeschaut. Ergebnis ist eine neue Stellplatzverordnung: Erstmals wurde dabei die Anzahl der Fahrradabstellplätze (zumindest drei pro Wohneinheit) festgeschrieben. Und wenn ein Mobilitätskonzept vorgelegt wird und Sharing-Fahrzeuge, wie Carsharing, E-Bike und Lastenrad angeboten werden, kann der Bauträger auch weniger Pkw-Stellplätze errichten – diese sind schließlich ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor. Feldkirchen ist zwar nicht die einzige Gemeinde, die sich einen neuen Stellplatzschlüssel verordnet, so können auch in Gleisdorf etwa Bauträger seit 2022 mit einem Mobilitätskonzept die vorgeschriebenen Stellplätze bis auf null reduzieren. Auch Graz arbeitet längst mit Mobilitätsverträgen, um die Zahl der Autoparkplätze zu drücken, eine eigene Verordnung ist in Arbeit.

Das Feldkirchner Konzept lobt der VCÖ als einzigartig: Für Gosch und Gemeinderat Hannes Krois gab es nun den Steirischen Mobilitätspreis. „Mobilität ist vor allem Gewohnheit. Wohnbau und Siedlungsentwicklung haben daher sehr großen Einfluss auf unser Mobilitätsverhalten“, betont VCÖ-Experte Michael Schwendinger dazu.

52 Projekte sind beim 20. VCÖ-Mobilitätspreis Steiermark eingereicht worden. Heuer stand er unter dem Motto „Mobilität nachhaltig verbessern“. Über Auszeichnungen freuen durften sich auch zwei weitere vorbildliche Projekte, die vom VCÖ, Landeshauptmann-Stellvertreter und Verkehrsreferent Anton Lang und ÖBB ausgezeichnet wurden: Der BiciBus Graz der Radlobby Steiermark und des Kinderbüros Graz und der Nachtbus Hochsteiermark vom Regionalmanagement Obersteiermark Ost.

BiciBus Graz: Kinder radeln gemeinsam in die Schule

© Stadt Graz / Foto Fischer

Bei einem BiciBus radeln Schülerinnen und Schüler gemeinsam entlang einer vordefinierten Route in Begleitung von Erwachsenen zur Schule – damit soll das „Elterntaxi“ ausgebremst werden. Graz hat als erste Stadt in Österreich eine eigene Servicestelle für die Umsetzung von BiciBus-Linien errichtet, Eltern und Schulen werden dabei unterstützt, wenn sie eigene Linien errichten wollen. Pilotversuche gab es im Frühling und Herbst 2023, wo wöchentlich BiciBus-Linien mit Polizeibegleitung zu vier Schulen (VS Jägergrund, PVS Augustinum, PVS der PH Steiermark und VS Geidorf) geführt wurden. Damit alle Kinder, die möchten, mitfahren können, wurden auch Fahrräder zur Verfügung gestellt, beispielsweise Spezialräder für seheingeschränkte Kinder, für Kinder im Rollstuhl und Kinder mit anderen Beeinträchtigungen.

Die Servicestelle wird seit März 2024 vom Kinderbüro und von der Radlobby ARGUS Steiermark betrieben, importiert hat man die Idee aus Barcelona, wo solche Projekte seit einigen Jahren erfolgreich laufen. Im Juni gab es bereits erste selbstinitiierte BiciBus-Linien in Graz, im neuen Schuljahr beginnen im September bereits drei BiciBus-Linien.

Herwig Riegler, LH-Stv. Anton Lang und VCÖ-Experte Michael Schwendinger gratulieren Katja Hausleitner (2. von links) vom Kinderbüro, Simone Feigl (3. von rechts) von der Radlobby ARGUS Steiermark und Richard Wagner (3. von links) von der Abteilung Verkehrsplanung der Stadt Graz
Herwig Riegler, LH-Stv. Anton Lang und VCÖ-Experte Michael Schwendinger gratulieren Katja Hausleitner (2. von links) vom Kinderbüro, Simone Feigl (3. von rechts) von der Radlobby ARGUS Steiermark und Richard Wagner (3. von links) von der Abteilung Verkehrsplanung der Stadt Graz © Land Steiermark / Zick

VCÖ-Experte Michael Schwendinger dazu: „Der Schulweg ist eine große Chance, auf eine tägliche Portion gesunde Bewegung zu kommen. Zudem stärkt der BiciBus die Radfahr-Kompetenz der Kinder und die Kompetenz für sicheres Verhalten im Straßenverkehr. Davon profitieren die Kinder auch in der Freizeit.“ Die Auszeichnung als vorbildliches Projekt beim VCÖ-Mobilitätspreis Steiermark nahmen Katja Hausleitner vom Kinderbüro, Simone Feigl von der Radlobby ARGUS Steiermark und Richard Wagner von der Abteilung Verkehrsplanung der Stadt Graz entgegen.

Übrigens: Die BiciBus-Servicestelle lädt am 12. September (17.30 Uhr) zum zweiten Online-Workshop, bei dem Eltern und Pädagoginnen und Pädagogen alle wichtigen Informationen zur Durchführung eines BiciBus in Graz sowie zu den unterstützenden Angeboten der BiciBus-Servicestelle Graz bekommen (Anmeldung hier)

Und: Beim VCÖ-Schulwegcheck können Problemstellen am Schulweg in eine Online-Karte auf www.vcoe.at eingetragen werden. Der VCÖ leitet die Einträge gesammelt an die zuständige Gemeinde oder Stadt weiter.

Nachtbus Hochsteiermark bringt seit 25 Jahren Jugendliche nachhause

Der Nachtbus Hochsteiermark
Der Nachtbus Hochsteiermark © Regionalmanagement Obersteiermark Ost

Zwischen Trofaiach und Mürzzuschlag kommen seit fast 25 Jahren jeden Samstag Jugendliche in der Nacht sicher ans Ziel und nach Hause. Mit dem Nachtbus Hochsteiermark, den das Regionalmanagement Obersteiermark Ost anbietet. Das Angebot wird gut angenommen: Allein im Jahr 2023 sind 7.100 Personen mit den Nachtbussen gefahren. In stark frequentierten Abschnitten gibt es einen Stundentakt, die Taktung ist mit der S-Bahn abgestimmt. Wer ein Top-Jugendticket, Klimaticket oder Monatskarte hat, fährt gratis, ansonst kostet eine Fahrt 2,50 Euro oder ein Ticket für die ganze Nacht vier Euro. 17 Gemeinden der Region und das Land Steiermark unterstützen das Angebot. Warum Nachtbusse wichtig sind, das liegt für Schwendinger auf der Hand: Sie würden schwere Verkehrsunfälle von Jugendlichen am Weg von einem Lokal, einem Fest oder der Disco nach Hause verhindern. „Nachtbusse machen junge Menschen unabhängig, sorgen dafür, dass Eltern ruhiger schlafen können und retten Menschenleben“, gratuliert der VCÖ-Experte Michael Schwendinger. Die Auszeichnung nehmen Leobens Bürgermeister und Vorsitzender des Regionalverbandes Kurt Wallner und die regionale Jugendmanagerin Andrea Pillhofer entgegen.

Zum Vergleich: In Graz nahmen die Graz Linien erst 2003, also einige Jahre nach der Hochsteiermark, die Nachtbusflotte Nightline mit acht Linien in Betrieb. Die Busse verkehren dafür an zwei Tagen: Jeden Freitag- und Samstag-Nacht sowie jede Nacht vor Feiertagen je um 0.30 Uhr, 1.30 Uhr und 2.30 Uhr.

Herwig Riegler (links), LH-Stv. Anton Lang (2. von rechts) und VCÖ-Experte Michael Schwendinger (ganz rechts) gratulieren den Ausgezeichneten beim VCÖ-Mobilitätspreis Steiermark Leobens Bürgermeister Kurt Wallner (2. von links) und der regionalen Jugendmanagerin Andrea Pillhofer (Bildmitte)
Herwig Riegler (links), LH-Stv. Anton Lang (2. von rechts) und VCÖ-Experte Michael Schwendinger (ganz rechts) gratulieren den Ausgezeichneten beim VCÖ-Mobilitätspreis Steiermark Leobens Bürgermeister Kurt Wallner (2. von links) und der regionalen Jugendmanagerin Andrea Pillhofer (Bildmitte) © Land Steiermark / Zick

*Hinweis: Wir hatten in einer früheren Version des Artikels zunächst ein falsches Foto veröffentlicht, das mit der Bildunterschrift nicht zusammenpasste, dieses ist nun ausgetauscht. Entschuldigung!