Wer sich dieser Tage nichtsahnend im Grazer Industriegebiet südlich des Ressourcenparks herumtrieb, staunte nicht schlecht: Im Mühlgang beim Innovationspark vollführen Kajakfahrer akrobatische Drehungen in kurzen Booten, rundherum jubeln ihnen Zuschauer zu, davon übrigens ganz besonders viele mit irischen Fahnen.

Willkommen bei einer der wohl ungewöhnlicheren Sportveranstaltungen der Saison: Rund 140 Sportler aus 14 Nationen paddeln bei den europäischen Meisterschaften im Canoe Freestyle, einer noch jungen Disziplin des Kanusports, um die Titel. Dabei surft man mit dem Kanu auf einer künstlichen oder natürlichen Welle oder Walze und bewegt das Boot in verschiedenen Figuren. Das Publikum bekommt dabei etwas mehr als die bekannte „Eskimorolle“ zu sehen: Die Tricks wie der „McNasty“, eine Kombination aus mehreren Umdrehungen, sind durchaus spektakulär.

Austragungsort ist die „Muglwave“, eine vom Kanu Club Graz errichteten Walze im Mühlgang. „Wir haben sie im Verein vor sieben Jahren selber gebaut – sehr simpel, sehr günstig“, erzählt Christina Hochstrasser, die im Glitzerkanu selbst am Bewerb teilgenommen hat, aber auch in die Organisation eingebunden ist: „Sie ist eine der besten Wellen Mitteleuropas.“ Ein großer Vorteil ist, dass der Mühlgang im Unterschied zu natürlichen Gewässern das ganze Jahr über den gleichen Durchfluss hat. „Die Welle ist bombastisch, es ist auf jeden Fall das Potenzial für neue Rekorde da“, sagt Roman Glasman, der die Tricks als Juror mit Punkten bewertet und auch selbst für das deutsche Nationalteam antritt.

Impressionen der Athletinnen und Athleten am ersten Tag auf der „Muglwave“

Was Hochstrasser an der „Randsportart der Randsportarten“ schätzt, ist der Zusammenhalt: „Es helfen immer alle zusammen. Man tritt zwar gegeneinander an, aber es kann trotzdem sein, dass man beim Wettkampf mit seinen Konkurrentinnen und Konkurrenten im Kehrwasser steht und sie einem noch Tipps geben.“ Graz ist übrigens kurzfristig zur Europameisterschaft gekommen: Weil Spanien das Event wegen Wasserknappheit absagen musste.

Am Samstag ab 10.30 Uhr steigen die Finalläufe bei freiem Eintritt. Spannend wird es vor allem für einen jungen Lokalmatador aus Graz: Jonas Hermann konnte im zweiten Lauf seine Stärke ausspielen können und ist als erster ins Finale eingezogen.

Eine weitere Welle im Mühlgang könnte bald folgen: An einem neuen Standort für eine Surfwelle, möglicherweise im Volksgarten, wird weiter gearbeitet, heißt es aus dem Büro Schwentner. Um die Machbarkeit endgültig zu bestätigen, wird demnächst ein Laborversuch an der TU Graz durchgeführt. Sobald dieser Versuch positiv abgeschlossen ist, geht das Vorhaben in den Gemeinderat.

Das war die Eröffnung der Canoe Freestyle EM in Graz