Von der Euphorie, welche die Kassen klingeln ließ, blieb die „Fußballliebe“ übrig. Das gleichnamige runde Leder, Spielball bei der jüngsten Fußball-Europameisterschaft in Deutschland, ist in der Topausführung bei „Gigasport“ weiter um 150 Euro erhältlich. Von den Trikots der Nationalteams hingegen haben es hier im Grazer Sportgeschäft nur Restposten in die Verlängerung geschafft, zwei einsame Leiberln der Niederländer etwa im Abverkauf um 75 Euro. Der Rest ist weg, Österreichs „Wäsch“ war ja schon während der EM mehr oder weniger vergriffen.

Kaum ist das Finale in Berlin abgepfiffen, steht in Paris schon das nächste Großereignis vor der Tür. „Wir erwarten in Zusammenhang mit den Olympischen Spielen Umsätze in der Höhe von rund 140 Millionen Euro“, so Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes, mit Blick auf Bierkisten, TV-Geräte und Rennräder. Schon vor der Fußball-EM ging er von „Zusatzumsätzen von rund 80 Millionen Euro“ aus. Also naschen auch Händlerinnen und Händler im Sportsegment mit. Ist das gar der Sommer ihres Lebens?

Die klare Antwort in der Branche: Jein. Solche Großereignisse würden dem Geschäft natürlich helfen, bestätigt Harald Scherz als Sprecher in der Wirtschaftskammer. „Aber in ganz bestimmten Segmenten. Die Fußball-EM war der Hit. Aber wegen Olympia werden wir jetzt nicht alle vor lauter Anfragen nach einem Speer oder Diskus untergehen“, lacht er.

Branchensprecher Harald Scherz sieht Räder als Trumpf im stationären Handel
Branchensprecher Harald Scherz sieht Räder als Trumpf im stationären Handel © KK

Sehr wohl aber seien Radrennen im TV ein Anreiz zum Geldausgeben, auch im Windschatten der Tour de France. Überhaupt hält Scherz große Stücke auf den Verkauf von Drahteseln, weil sie dem Zeitgeist davon strampeln: „Hier ist der stationäre Handel jedem Onlineshop überlegen. Es geht dabei nicht nur um persönliche Beratung, das örtliche Geschäft ist auch zu einer Art Stammtisch geworden, wo man sich austauscht.“

Auch Franz Zach relativiert. Auf die Rasenspiele in Deutschland blickt der Einkaufsleiter bei Intersport Tscherne – im Center West in Graz führt man den größten Intersport-Shop Europas – mit glänzenden Augen zurück. „Das war der Wahnsinn! Die Nachfrage hat praktisch nie aufgehört. Wir bekommen jetzt noch Anfragen wegen des Originalteamtrikots, das aber wohl erst 2025 wieder geliefert werden kann. Unterm Strich war der Umsatz viel höher als bei vergangenen Europameisterschaften.“

Franz Zach, Einkaufsleiter bei Intersport Tscherne: „Die EM war der Wahnsinn“
Franz Zach, Einkaufsleiter bei Intersport Tscherne: „Die EM war der Wahnsinn“ © Armin Russold

Doch auch Zach betont, dass der Nationalstolz bei Olympischen Spielen nur bedingt ein kaufbares Leiberl hat. Außerdem seien es generell herausfordernde Zeiten, siehe Teuerung und Inflation. Das Lob des Branchensprechers auf den Radbereich unterstreicht Zach – relativiert aber auch hier: Der Boom der E-Bikes habe zu einer Überproduktion geführt. „Heute sind zu viele E-Bikes unterwegs. Das drückt auf den Preis.“