„Wir werden oft für naiv gehalten“, meint Najwa Duzdar, „aber es ist viel Arbeit, denn man eckt mit der eigenen Position immer wieder an.“ Duzdar ist in Jerusalem geboren, nicht praktizierende Muslima und lebt seit vielen Jahren in Wien. Seit dem Hamas-Überfall auf Israel vergangenen Herbst engagiert sie sich in der Friedensinitiative „Standing together“.

„In meiner Kindheit haben Checkpoints (Kontrollübergänge, Anm.) und Erniedrigungen durch die Besatzung zum Alltag gehört“, erzählte die junge Frau bei ihrem Besuch vor geladenen Gästen beim Grazer Komitee für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Doch Selbstmordattentäter, die wiederholt andere Menschen mit in den Tod rissen, hätten ihr klar gemacht: „Bewaffneter Widerstand oder gar Krieg ist keine Lösung.“ Ihre eigene Familie ging schließlich während der zweiten Intifada (Palästinenser-Aufstände, Anm.) Anfang der 2000er-Jahre nach Österreich: „Es ist kein Raum mehr zum Leben, Arbeiten und Studieren geblieben.“

Die Suche nach der eigenen Identität

Die Geschichte von Isabel Freys Familie ist schon seit Langem mit Österreich verknüpft. Während sich ihre Vorfahren dem traditionellen aschkenasischen Judentum zugehörig fühlten, war Frey in ihrer Kindheit und Jugend Teil einer sozialistisch-zionistischen Bewegung. „Mit 18 bin ich schließlich für ein Jahr in einen Kibbutz (ländliche Kollektivsiedlung, Anm.) gegangen. Dort habe ich begonnen zu verstehen, dass meine jüdische Identität in Wien bzw. in der Habsburger-Monarchie wurzelt und nicht im Zionismus.“ Zurück in Österreich rückten Diaspora-Judentum und jiddische Kultur und immer weiter ins Zentrum ihres Interesses.

Nicht einfach, aber notwendig

Vor gut zehn Jahren begann sich Frey dann für eine friedliche Lösung des Nahost-Konflikts einzusetzen. Nach dem Hamas-Massaker im Oktober blieb sie Demonstrationen fern: „Ich wollte damals weder zu Pro-Israel- noch zu Pro-Palästinenser-Veranstaltungen gehen. Mir hat immer die Empathie für die andere Seite gefehlt.“ Wenig später gründete die heute 30-Jährige mit arabischen Freunden die Initiative „Standing together“. Die Mitglieder treffen sich bis heute regelmäßig in ihrer Freizeit, veranstalten Mahnwachen und gehen in Schulen, um dort mit Kindern und Jugendlichen über den Konflikt zu reden.

In Graz gibt es derzeit noch keinen Ableger von „Standing togehter“, aber „es ist endlich eine Initiative, die das Thema anspricht, jeder von seiner Seite, aber nicht gegeneinander“, erläuterte Moderator Markus Ladstätter. Das Komitee für christlich-jüdische Zusammenarbeit hatte die beiden Frauen zum Kennenlernen und als Denkanstoß nach Graz eingeladen.