Im Vergleich zum Vorjahr klingt das Motto mehr nach Aktivität und Weichenstellungen, vielleicht auch notgedrungen in Zeiten wie diesen: Hieß der Titel des Leistungsberichts der Stadt Graz im Vorjahr noch „Beständiges Graz“, so steht nun auf der ersten von 212 Seiten „Graz gestalten“. Sie legen Zeugnis ab über das wirtschaftliche Agieren der Magistratsabteilungen und städtischen Tochterfirmen im Jahr 2023 ab.

Stadt Graz: Von einer „Zeitenwende“ spricht Finanzdirektor Johannes Müller, blickt er generell auf die fatale Mischkulanz aus multiplen Krisen und steigenden Zinsen wie Ausgaben auf der einen Seite bei parallel sinkenden Einnahmen auf der anderen. Denn auch wenn man „dank der getätigten Anstrengungen“ im Kernhaushalt einen positiven Saldo von 41,8 Millionen Euro erzielen konnte, sei der Ergebnishaushalt „deutlich schlechter“ ausgefallen: Die Nettofinanzschulden seien von 1,49 auf 1,52 Millionen Euro gestiegen.“

Investitionen: Im Vorjahr wurden 289 Millionen Euro investiert. An der Spitze stehen formal 47 Millionen Euro für „Straßengrundstücke“ ­– doch davon sind 36 Millionen Euro nicht geflossen, sie wurden nur durch einen Tausch mit dem Land umgeschichtet. Also betrafen die größten realen Investitionen die ersten 13 Millionen Euro für neue Trams sowie zwölf Millionen Euro für den Ausbau der VS Algersdorf.

Holding Graz: Sowohl die Musterschüler als auch die Schlusslichter sind beinahe ident mit jenen aus dem Jahr davor. So machen die Ebitda-Zahlen (Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen) erneut die Energie Graz mit einem Plus von 48 Millionen Euro zur Nummer eins, gefolgt von der Wasserwirtschaft und dem Werbeunternehmen Ankünder. Steil nach oben zeigten zuletzt auch die Treibstoffkosten, die daher dazu beigetragen haben, dass die Graz-Linien mit 59 Millionen Euro erneut das größte Minus aufweisen (siehe Grafik).

Bürgermeisterin Elke Kahr inmitten der Holding-Vorstände Mark Perz, Wolfgang Malik und Gert Heigl (von links)
Bürgermeisterin Elke Kahr inmitten der Holding-Vorstände Mark Perz, Wolfgang Malik und Gert Heigl (von links) © Stadt Graz/Fischer

Tochterfirmen: Auch hier deckt sich das Bild fast zu 100 Prozent mit jenem von 2022. Ebitda-Klassenprimus ist wieder die ITG (Informationstechnik Graz) mit einem Plus von 4,3 Millionen Euro, auf den Stockerlplätzen folgen wieder GBG (Gebäude- und Baumanagement Graz) sowie GPS (Grazer Parkraum- und Sicherheitsservice). Indes bildet der Messe Congress Graz mit einem Minus von 6,1 Millionen Euro das Schlusslicht.

Reaktionen: Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) bedankt sich allgemein für den Einsatz aller Bediensteten, verhehlt aber im Vorwort zum Leistungsbericht nicht, dass das vorgegebene budgetäre Korsett „nicht immer die Notwendigkeiten und Bedürfnisse der Bevölkerung widerspiegelt“. Zähe Verhandlungen über einen neuen „Finanzausgleich“, also eine aus Sicht der Stadt gerechtere Aufteilung der Staatsmittel auf die Gebietskörperschaften, seien bislang erfolglos geblieben. Zudem könne man nicht darauf bauen, „Leistungen abgegolten zu bekommen, von denen in erster Linie das Umland profitiert“.

Als Vorstandsvorsitzender möchte Wolfgang Malik indes auf die gestiegenen Umsatzerlöse in „seiner“ Holding Graz verweisen (700 Millionen Euro) sowie auf jene 110 Millionen, die man im Vorjahr investierte –„in einem von steigenden Zinsen, geopolitischen Verwerfungen und hoher Inflation geprägten Umfeld. Diese Investitionen sind ein wesentlicher Beitrag zum Ausbau und Erhalt der städtischen Infrastruktur.“