Handwerk hat nicht nur goldenen Boden, es ist auch wieder gefragt: „Wir merken, dass die Nachfrage stark gestiegen ist und dass das Bewusstsein über die Problematik der ‚Fast Fashion‘ vor allem bei den jungen Menschen immer größer wird“, sagen Barbara Krenn-Schöggl, Direktorin der Grazer Modeschule, und Fachvorständin Christine Reichl.

Vielleicht ist jetzt auch nach einer langen Vorlaufzeit von zehn Jahren die Zeit reif für die neueste Erweiterung der Schule am Ortweinplatz: Man startet eine einjährige Meisterklasse für den Beruf des Damenkleidermachers bzw. der Damenkleidermacherin – der höchste facheinschlägige Abschluss in der Schneiderei und einem Bachelorabschluss gleichgesetzt. „Die Nachfrage dafür war bei uns in Graz schon immer hoch, bislang musste man nach Wien dafür fahren“, schildert Krenn-Schöggl. Die Bundeslehranstalt für Mode und künstlerische Gestaltung Wien war in Österreich bislang die einzige Schule, die die Ausbildung anbietet, alternativ gibt es einen Vorbereitungskurs am Wifi – „wobei wir hier in der Schule aber wesentlich besser ausgestattet sind“, führen die beiden Mode-Pädagoginnen stolz durch die zahlreichen Ateliers der Schule, in denen an verschiedenen Projekten gearbeitet wird. Mit der Innung ist man bereits in Gesprächen, dass bald auch die Meisterprüfung selbst an der Schule durchgeführt wird.

Modeschule Graz: Schülerinnen und Schüler in selbst geschneiderter Kleidung
Modeschule Graz: Schülerinnen und Schüler in selbst geschneiderter Kleidung © Stefan Pajman

Die Meisterschule ist nun der vierte Ausbildungszweig an der 1984 gegründeten Höheren Lehranstalt für Mode und Bekleidungstechnik, die seit 1990 am Ortweinplatz untergebracht und seit 1997 eine eigenständige Schule ist. Die längste Ausbildung ist die fünfjährige Höhere Lehranstalt für Mode, dann folgen die dreijährige Fachschule für Mode und das viersemestrige Kolleg für Mode.

Die Anmeldung für die Meisterklasse startet ab 26. Februar, anmelden können sich alle ab 18 Jahren, die eine Lehre oder eine der drei anderen Ausbildungsschienen der Modeschule abgeschlossen haben. Die Ausbildung ist staatlich finanziert und daher kostenfrei – nur Materialien müssen selbst bezahlt werden. Inhalte der Ausbildung sind Unternehmens- und Mitarbeiterführung, Kundenberatung, Textiltechnologie, Schnittzeichnen und Konzeptionierung mit CAD und vor allem natürlich die praxisnahe Fertigung von „gehobener Gesellschaftskleidung“, also Ballrobe & Co., mit modernsten Techniken. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Tracht: „Gerade im Trachtenbereich hat das Handwerk natürlich traditionell immer eine besonders große Rolle gespielt“, erzählen Krenn-Schöggl und Reichl. Deshalb arbeitet man auch eng mit dem Steirischen Heimatwerk zusammen.