Am Schloßberg zu wohnen ist nicht ohne, wie man in Berlin sagen würde. Tag für Tag, Abend für Abend kommen zahlreiche Grazer und Grazerinnen, um eine Atempause vom Alltag einzulegen oder an den kulturellen Veranstaltungen hier oben teilzunehmen. Tagsüber bittet ein Mann höflich, aber beharrlich um Unterschriften für den Weltfrieden; nach Mitternacht, der Lift schon geschlossen, steigen kleine Gruppen junger Leute die 260 steilen Stufen hinauf und versammeln sich an den Festungsmauern. Meistens ist die Atmosphäre besinnlich: Sie lachen leise und rauchen, schweigen, schauen auf die nächtliche Stadt. Manchmal geht es aber auch laut zu: Aufsteirern, Marathon und steirischer herbst, Lange Nacht der Museen und der Akkordeonspieler, dessen Töne durch ein kurioses akustisches Phänomen verstärkt zu uns ins Tal herunter wehen. Neulich gab es auch „Klanglicht“, das Kunstfestival, das an fünfzehn verschiedenen Standorten stattfand, auch am Uhrturm, dieses schlagende Herz von Graz, das Epizentrum allen Geschehens.
Andrea Scrima, Grazer Stadtschreiberin