Es ist einer der populärsten Actionfilme von Netflix: Mehr als 100 Millionen Mal soll "Tyler Rake: Extraction 2" binnen der ersten drei Wochen abgerufen worden sein, berichtete der Streamingriese Anfang Juli – die Zahlen sind freilich nicht überprüfbar.

Die Dreharbeiten des US-Films hatten in Wien Anfang 2022 für viel Aufsehen gesorgt – war doch Chris Hemsworth, der in der Hauptrolle als unkaputtbarer Söldner besetzt ist, vier Tage lang für einen actionreichen Dreh samt vielen Explosionen, Schießereien und Hubschraubern auf der Donauplatte vor Ort.

Was dabei aber untergegangen ist: Auch Graz spielt eine Rolle im Actionreißer. In der vorletzten Szene des Films, als sich Rake in einem österreichischen Gefängnis wiederfindet, ist "Graz-Karlau Prison" eingeblendet. Tyler Rake wird als Häftling in den Besucherraum geführt, wo er ein klärendes Gespräch mit seiner Ex-Freundin auf der anderen Seite der Glasscheibe führt. 

Eine Überraschung, sowohl für Barbara Rosanelli von der Service-, Anlauf- und Förderstelle Film Commission Graz als auch für Gerhard Derler, den Leiter des Gefängnisses. Gedreht wurde nämlich – wie auch für Laien erkennbar – ganz klar nicht in der Karlau. "Da ist definitiv keine Ähnlichkeit zu erkennen", sagt Derler, der sich auch über den orangen Overall mit Ketten wundert, den Hemsworth als Insasse trägt: "Solche Anzüge wie in Guantánamo gibt es bei uns nicht, Gott sei Dank – bei uns wird einfach Alltagskleidung getragen."

Laut Rosanelli gab es auch keinerlei Anfragen für Drehs in Graz, gedreht wurde nämlich, abgesehen von den Wiener Szenen und einer Sequenz in Bangladesch, in Tschechien. Im Drehbuch wurde offenbar zwar darauf geachtet, echte Orte im Film zu nennen, beim Dreh griff man aber auf ganz andere Orte zurück: So sind auch Szenen aus Gmunden in Böhmen gedreht worden, für Außenaufnahmen des – ebenfalls real existierenden – Gefängnisses Schwarzau werden Bilder des Gefängnisses von Pilsen-Bory gezeigt.

Ein Dreh in der Karlau – die von außen gar nicht zu sehen ist – in Graz wäre freilich ohnehin unmöglich gewesen: "Wir sind ein Hochsicherheitsgefängnis", stellt Derler klar. Auch der Spielfilm "Taktik" von Marion Mitterhammer und Hans-Günther Bücking, der die Geiselnahme in der Karlau 1996 schildert, konnte nicht am echten Ort der Geschehnisse gedreht werden: Als falsches Gefängnis wurde die Kirchnerkaserne in Szene gesetzt.

Was Graz aber von der Nennung im Film bleibt? Viel mehr als eine nette Überraschung ist es wohl nicht. Ähnlich wie bei "Big Game", für den Samuel L. Jackson 2013 einen Tag lang im Luftfahrtmuseum am Thalerhof drehte, dürfte der Werbeeffekt mangels echter Graz-Bilder ausbleiben. "Wir brauchen jedenfalls keine, wir sind voll besetzt", schmunzelt Derler.

Was demnächst wirklich in Graz gedreht wird

Anders sieht es für Graz bei den österreichischen Krimis aus: In "Soko Donau" ist Graz ohnehin Dauergast, im März drehte die Satel Film eine Neuauflage der "Metzger"-Krimis in Graz (im Herbst auf ServusTV zu sehen), und im August und September wird "Der Tod tanzt in Graz", ein Krimi von Kleine Zeitung-Redakteur Robert Preis, in Graz verfilmt – mit Michael Ostrowski in einer Hauptrolle und samt Dreh am Aufsteirern.