Die Ausseer haben es immer schon gewusst, eines Tages stand es aber auch offiziell fest: Das Ausseerland ist die geografische Mitte Österreichs. Dabei stellt das Wort „geografisch“ eine entbehrliche Einschränkung dar. Aussee ist in jeder Hinsicht die Mitte, nicht anmaßend, aber mit schöner Selbstverständlichkeit in sich ruhend.
Das kommt nicht von ungefähr. Etwa vier Jahrhunderte hindurch gab es für die Bewohner des Salzkammergutes, dessen steirischer Teil das Ausseerland ist, gar keine andere Welt als die engere Heimat. Diese Gegend stand im habsburgischen Eigentum und sorgte mit ihren Salzvorkommen für eine wohl gefüllte k. u. k. Privatschatulle. Alle Einwohner waren mit der Gewinnung und Verarbeitung des weißen Goldes befasst, wurden nach Kräften ausgebeutet, aber auch leidlich ernährt und gesund erhalten, waren umfassenden Zwängen unterworfen, aber vom Kriegsdienst befreit. So blieben sie über Jahrhunderte von den Wirren der Zeit unberührt. Darüber hinaus sorgte die Sehnsucht nach einer von der Obrigkeit unbeachteten Freiheit für jene erstaunliche Eintiefung der Gemüter, die sich als überaus robust und beständig erwies, als später der Fremdenverkehr – und damit die große, weite Welt – versuchte, das Ausseerland zu erobern.