Das Schaubergwerk in Altaussee kennen viele nicht nur vom Hörensagen, sondern auch von innen. Mit der für Knappen typisch weißen Bergmannskleidung kann man durch stillgelegte Stollen in die Geschichte des Salzabbaus, aber auch jene der Kunstgüter, die während des Zweiten Weltkriegs dort gelagert waren, eintauchen.

Was nicht so bekannt ist: In Altaussee wird auch heute noch abgebaut. Nicht als touristische Folklore, sondern nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten: Die Saline fördert nirgendwo in Österreich so viel Salz zutage wie am Sandling in Altaussee.

"Von außen bekommt man natürlich nichts mit, weil alles unter Tage vor sich geht. Es gibt keine Emissionen, keine Lkw, keinen Staub und keinen Lärm", erklärt Gerd Hofer, Markscheider und Planungsleiter des gesamten Bergbaus bei den Salinen.

Der sogenannte Erbstollen, in den die Bergleute heute noch einfahren. Auf dem Bild Markscheider Gerd Hofer und Unternehmenssprecherin Katharina Steiner
Der sogenannte Erbstollen, in den die Bergleute heute noch einfahren. Auf dem Bild Markscheider Gerd Hofer und Unternehmenssprecherin Katharina Steiner © Christian Huemer

Die Knappen, die heute arbeiten, fahren nicht in der Nähe der Loser-Arena in den Berg ein, wo die Touristen ins Schaubergwerk gelangen. Sie benutzen den sogenannten Erbstollen, der nur wenige Meter oberhalb des Ortskerns liegt. Mit einer elektrischen Lok wird zum 2,8 Kilometer entfernten, 200 Meter hohen Hauptschacht gefahren.

Von dort müssen die Kumpel erneut an die verschiedenen Stellen, wo eben abgebaut wird. Alles zu Fuß. "Es kann schon eine dreiviertel Stunde dauern, bis sie tatsächlich an ihrem Arbeitsplatz sind", weiß Katharina Steiner, Unternehmenssprecherin der Saline.

Von der Sole zum Salz

Wobei man sich den Salzabbau nicht so vorstellen darf, dass einfach moderne Tunnelbohrmaschinen Stollen um Stollen in den Berg treiben. Die Methode ist viel feiner: Wasser wird mit hohem Druck durch ein senkrechtes Bohrloch gepresst – so löst man das Salz heraus – zunächst in Form von Sole.

Das salzhaltige Wasser wird nicht nur aus Altaussee, sondern auch aus den anderen Bergwerken in Hallstatt und Bad Ischl per unterirdischem Leitungssystem in die Saline nach Ebensee transportiert. Durch das Verdampfen verbleibt dort sogenanntes Siedesalz, das im Gegensatz zu Meeres- und Natursalz hochrein ist. 

Bis die Bohrlochsonden verwertbare Sole liefern, können schon einmal zwei bis drei Jahre vergehen. Dafür ist die Bohrung dann aber auch bis zu 30 Jahre in Betrieb.

Lagerstätten erkunden

Die Bergleute sondieren bis zu 10.000 Meter jährlich durch das Gestein, um Lagerstätten zu erkunden. Und sie müssen bestehende Stollen zu den Bohrsonden instand halten und nachschlagen. Salz hat nämlich eine gewisse Beweglichkeit. "Die Stollen wachsen jedes Jahr um ein, zwei Zentimeter zu. Wenn man nichts macht, sind sie nach 100 Jahren verschwunden", so Hofer.

Wie überhaupt der Faktor Zeit beim Salz eine große Rolle spielt. Es wird in Jahren, Jahrzehnten, wenn nicht sogar Jahrhunderten gerechnet: In Altaussee wird schon seit 876 Jahren abgebaut. "Für 500 Jahre reichen die Vorkommen auf jeden Fall noch", weiß Hofer.

Vielseitige Verwendung

Gar nicht so wenig des Salzes landet bei uns auf den Tellern. "Sämtliches Speisesalz in Österreich kommt aus dem Salzkammergut", erklärt Steiner. Daneben wird das "weiße Gold"' in hoher Qualität auch bei der Produktion von Kunststoffen oder Wasseraufbereitung benötigt, ein Drittel der Menge landet als Streusalz im Winter auf den Straßen.

Rund 65 Personen arbeiten in Altaussee beim Bergwerk, wo auch die Zentrale für sämtliche Abbautätigkeiten der Salinen AG stationiert ist. 400 Mitarbeiter sind insgesamt in der Salzproduktion beschäftigt. Sie sorgten im vergangenen Geschäftsjahr für 150 Millionen Euro Umsatz, in der gesamten Gruppe (Salzwelten, Immobilien, Vertriebstöchter) wurden 170 Millionen Euro erwirtschaftet.