Hannes Androsch hat bisher in der Causa Villa Kremenezky stets bereitwillig Auskunft gegeben. Wie berichtet plante der Salzbaron dort ein weiteres Kurhotel – Nachbarn, allen voran Schauspieler Klaus Maria Brandauer, protestierten dagegen und fragten in einem offenen Brief, ob er das Haus aufgrund seiner historischen Bedeutung nicht zu einer NS-Gedenkstätte ausbauen könnte.
Bei der jüngsten Anfrage der Kleinen Zeitung zu den neuen Plänen wollte der Salzbaron erstmals nicht Stellung nehmen und verwies auf seine Tochter Natascha Sommerer.
"Hotelpläne seit dem Lockdown hinfällig ..."
Sie erklärt: "Es gibt derzeit kein Hotelprojekt bei der Villa Kremenezky, seit dem Lockdown sind diese Ideen hinfällig. Ich tu mir das nicht mehr an, es ist jetzt schon schwierig genug", so Sommerer hinsichtlich der nicht einfachen Personalsituation in der Hotellerie. Sie betreibt auch das bereits bestehende Vivamayrhotel in Altaussee.
94 Prozent der Vivamayr Sport GmbH, der das Kremenezky-Grundstück gehört, sind in ihrem Besitz. Sechs Prozent gehören Hannes Androsch, der, wie Sommerer meint, mitunter auch überschwänglich sei. "Mein Vater hat diese Schiene, beginnend mit dem Vivamayr in Maria Wörth hochgezogen, ich bin ihm auch sehr dankbar dafür." Allerdings: "Jede Generation macht das, was sie selbst für richtig hält", so Sommerer, die auch in Abrede stellt, dass die Villa, wie Androsch kürzlich meinte, als Mitarbeiterhaus verwendet wird.
"Will mir Altaussee nicht selbst verschandeln"
Sie sei selbst noch "am Grübeln", was aus dem rund 13.000 Quadratmeter großen Grundstück werden soll. "Aber nichts Großes, ich wohne selbst in Altaussee und will mir das nicht verschandeln."
Übrigens: Auch das Mauthausen-Komitee kann dem Gedanken einer NS-Gedenkstätte bei der Villa Kremenezky etwa abgewinnen – und hat die öffentliche Hand als Finanzier vorgeschlagen hat. Beim Land will man das nicht kommentieren, denn "einerseits befindet sich die Liegenschaft laut den jüngsten Berichten in Privateigentum, noch dazu wurde vom Eigentümer kein Projekt an das Land herangetragen".
Erinnerungskultur werde hier missbraucht
Die Israelische Kultusgemeinde in Graz sieht das Thema Gedenkstätte äußerst kritisch, wenn auch aus einem ganz anderen Blickwinkel. "Ich habe den Eindruck, hier missbraucht man das Thema Erinnerungskultur, um Pläne von Privaten zu verhindern", umreißt Präsident Elie Rosen.
Aus seiner Sicht ist die Villa historisch wenig wertvoll. Die Befürworter dieser Idee tun so, als wäre dort die Crème de la Crème des jüdischen Geisteslebens über Jahrzehnte ein und aus gegangen. "Die Villa war aber nur zwei Jahre im Besitz von Theodor Kremenezky." Anm.: Zwei Jahre vor der Arisierung, nach dem Krieg erfolgte die Restitution (nachträglich ergänzt).
Keine Sippenhaftung und Kollektivschuld
Rosen findet die Vorgangsweise – es wurde etwa auch die angebliche Nazivergangenheit eines Vorfahren von einem Androsch-Verwandten thematisiert – geschmacklos. "Es gibt keine Sippenhaftung und Kollektivschuld. Die Familie hatte auch nichts mit der Arisierung dieser Liegenschaft zu tun."