Während im Osten des Bezirkes über Windräder diskutiert wird, lässt die Generalsanierung der 220kV-Stromleitung durch das Ennstal in Schladming die Wogen hochgehen. Konkret geht es um 73 Kilometer – davon rund 56 Kilometer im steirischen Teil – zwischen Weißenbach bei Liezen und Wagrain. Bei der in den Jahren 2025 bis 2027 geplanten Generalsanierung wird das Seil für mehr Leistung verdoppelt, zudem werden die Masten teilweise um bis zu 18 Meter höher.

Proteste gab es deswegen zuvorderst in Schladming und im Stainacher Ortsteil Niederhofen. In Schladming betrifft es den dicht besiedelten Sonnenhang auf dem Weg in die Ramsau, in Niederhofen einen Bauernhof, über dessen Grund die Stromleitung führt. Die Bürgerinitiative "Fairkabeln Ennstal" wurde gegründet, die für Schladming ein Erdkabel fordert und eine Trassenänderung in Niederhofen. "Die Abstände zu den Häusern stimmen nicht, von dieser Forderung gehen wir nicht runter", sagt Mitbegründerin Annemarie Nakel.

Die Gründungsmitglieder von "Fairkabeln Ennstal"
Die Gründungsmitglieder von "Fairkabeln Ennstal" © KK

Anrainerwünsche stoßen auf Ablehnung

Auch Touristiker und die Regionalpolitik in Schladming fürchten um die "Auswirkungen auf das Landschaftsbild" und bekräftigen den Wunsch nach einem Erdkabel. "Wir sind im Gespräch wegen einer Änderung in Niederhofen", informiert ebenso der Bürgermeister von Stainach-Pürgg, Roland Raninger.

Zuständig für die 220kV-Leitung ist die Austrian Power Grid (APG), Betreiber des österreichischen Stromnetzes. "Die Abstände bei den bestehenden Leitungen sind in der Norm und auch bei der Generalsanierung werden alle Werte eingehalten", sagt Sprecher Stefan Walehrach. Das Unternehmen betonte bereits mehrmals, dass es keine Änderung an der Trassenführung geben werde, weil sonst eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) notwendig sei. Das würde das Projekt "um Jahre verzögern".

APG-Sprecher Stefan Walehrach
APG-Sprecher Stefan Walehrach © KK

Posse um Informationsveranstaltung

Die Fronten verhärtet hat die (Nicht-)Abhaltung einer Informationsveranstaltung in Schladming. "Seit April des Jahres fordere ich die APG auf, eine Projektpräsentation durchzuführen", ärgert sich Bürgermeister Hermann Trinker. Nachdem bei der Bürgerversammlung im August kein Vertreter der APG anwesend war, wurde ein Termin im Oktober festgelegt.

Nach "massiven Bedenken der APG" und weil es in sozialen Medien einen Aufruf der Bürgerinitiative zur Teilnahme aus Salzburg gegeben hat, entschied sich Trinker für eine Absage. Und auch, weil der Stromleitungsbetreiber die Anwesenheit eines Ordnerdienstes sowie der Polizei gefordert habe. Entgegen anderslautender Gerüchte sei es ihm aber "ein großes Anliegen", in dieser Sache für die Schladminger Forderungen einzutreten. 

Sicherheitskonzept und Registrierung

Am kommenden Dienstag, 15. November, findet um 19 Uhr nun die verschobene Informationsveranstaltung im Congress Schladming statt. Die APG ist Veranstalter und übernimmt auch Kosten für Miete und Ordnerdienst. "Wir planen bei allen Veranstaltungen in diesem Ausmaß ein entsprechendes Sicherheitskonzept ein, zum Schutz und zur Sicherheit aller", erklärt Sprecher Walehrach. Beim Einlass müssen sich Zuhörer mit Ausweis registrieren, um Contact Tracing bei Coronafällen zu ermöglichen und auch "weil wir so Kontakt zu Menschen halten können, die Informationen zum Projekt wollen".

Die Bürgerinitiative ist ob der Veranstaltung mehr als skeptisch. Man sei dort gar nicht erwünscht und habe etwaige Fragen im Vorhinein an die APG schicken müssen, sagt Nakel. "Das stimmt so nicht. Jeder ist herzlich eingeladen, Fragen zu stellen. Wir freuen uns auf den Dialog", entgegnet Walehrach.