Es war eine kleine Meldung im Wirtschaftsteil der Kleinen Zeitung, die gestern im Bezirk Liezen für jede Menge Rätselraten sorgte. Laut Kreditschützern hatte die Firma LS Logistik & Spedition mit Sitz in Liezen Insolvenz angemeldet. 79 Dienstnehmer und 108 Gläubiger blicken in eine ungewissen Zukunft, selbst eingefleischte Kenner der heimischen Wirtschaft haben mehr Fragen als Antworten.
Klar ist jedenfalls, dass es sich bei „LS“ um das ehemalige Transportunternehmen Tatschl & Söhne handelt, das im Dezember 2012 spektakulär in die Insolvenz geschlittert war. Die Verbindlichkeiten betrugen damals 24,44 Millionen Euro, die Gläubiger mussten sich mit einer mageren Quote von 2,3 Prozent begnügen, das Unternehmen wurde liquidiert.
Damals übernahm Konkurrent Jöbstl den Betrieb, später ging die Spedition erst in eine „Tatschl GmbH“ und – im November dieses Jahres – in die „LS GmbH“ über, als Geschäftsführer fungierten Josef Tatschl und der Rumäne Bozan Ciprian-Simion. Anfang Dezember wurde Tatschl als Geschäftsführer abberufen, Ciprian-Simion wurde als alleiniger Geschäftsführer und kurz darauf auch als Alleingesellschafter ins Firmenbuch eingetragen.
Über den tatsächlichen wirtschaftlichen Zustand des Unternehmens dürfte der neue Eigentümer aber wohl kaum in vollem Umfang Bescheid gewusst haben. Der rumänische Geschäftsmann roch den Braten allerdings schnell, prüfte das Unternehmen eingehend und zog mit der Insolvenzanmeldung die Reißleine, um nicht in eine Haftung zu geraten.
In welcher Höhe sich die Verbindlichkeiten des Transportunternehmens bewegen, können selbst die Experten der Kreditschutzverbände aktuell nur schätzen. Laut Auskunft des Alpenländischen Kreditorenverbandes wird alleine für den Zeitraum von Jänner bis September 2016 ein operativer Verlust von rund 688.000 Euro ausgewiesen. Insgesamt dürfte wohl von Verbindlichkeiten im Bereich von fünf Millionen Euro auszugehen sein.
Ob es Aktiva in nennenswerter Höhe gibt, ist derzeit selbst für die Experten schwierig einzuschätzen, vor allem weil davon ausgegangen wird, dass ein großer Teil des Fuhrparks geleast sein dürfte.
Fazit der Kreditschützer: „Eine Fortführung ist nicht möglich, sodass bereits im Insolvenzantrag die konkursgerichtliche Schließung angeregt wird.“ Und dieses Konkursverfahren könnte ziemlich spannend werden, weil die Experten durchaus davon ausgehen, dass gegen ehemalige Geschäftsführer und Eigentümer Schadenersatzansprüche und Haftungen geprüft werden dürften.
Heimische Arbeitnehmer dürften, Stand jetzt, nicht in größerem Ausmaß betroffen sein, auch beim AMS sind noch keine Meldungen diesbezüglich eingegangen.