Wien, Stadthalle. Vom ersten Titel, "Rock N Roll Jesus", herrschte in dem bestens besuchten Betontempel Partystimmung pur. Robert James Ritchie alias Kid Rock lieferte den schlüssigen Beweis, dass man(n) sich durchaus Machogehabe leisten kann, wenn man dies mit Augenmaß und Selbstironie betreibt. So reihte der 37-jährige einen klischeebehafteten Partykracher an den anderen. Sehr früh im Set der Sommerhit 2008 "All Summer Long".

Tanztrubel. Begleitet von der fulminanten "Twisted Brown Trucker Band", rockte bzw. riss er sich sprichwörtlich den Allerwertesten auf, dem er ja auch im Titel "American Bad Ass" ein Denkmal setzt. Die Fangemeinde dankte es mit Tanztrubel.

Gitarreneinlagen. Und dass der Mann aus Detroit sein Handwerk versteht, ist durch seine Society-Eskapaden (Stichwort: Pamela Anderson) durchaus abseits von Konzertbühnen bekannt. Der stimmlich bestens disponierte Hutträger glänzte auch mit kompetenten Gitarreneinlagen und setzte sich sogar an das Drumset seiner Schlagzeugerin Stefanie Eulinberg, die ihrerseits bei einem Song an die Bühnenfront durfte, um mit dem obercoolen Meister ein starkes gesangliches Duett abzuliefern. Kid Rock bietet wahrlich nichts Neues, dafür ist es erfreulich erfrischend. <

Planai, einen Tag später. "I got older, but I'll never be too old to be Kid Rock", so der Musiker mit der Reibeisenstimme bei der Pisten-Pressekonferenz am Sonntag wenige Stunden vor seinem Auftritt im Planaistadion. Doch Rock'n'Roll kennt keine Altersgrenze, man denke an die Stones. Vier Minuten nach zehn fegte ein, in einen schwarz-goldenen Trainingsanzug gewandeter Kid Rock über die Bühne. "Hallo Schladming, let's have a good time!" Es geht eineinhalb Stunden lang um das Lebensgefühl schlechthin, dessen Rezept immer aus denselben Zutaten gemixt ist wie guter Whisky, "Sex, drugs & Rock'n'Roll". Mit dem ersten Song des Abends hat Kid die 6000 dick eingepackten Besucher innerhalb weniger Sekunden geknackt. Es wird geschäkert "Who wants to come to Alabama with me?", es wird bei "Roll on" gekuschelt und bei "All Summer Long" wird bei Flankerl-Schnee taggeträumt. "Sipping whiskey out the bottle, not thinking bout tomorrow."

Heizstrahler. Kid Rock, ein Entertainer wie er im Buche steht und bei so einem Auftritt wird sogar über die Heizstrahler auf der Bühne hinweggesehen, damit dem alten Herrn Kid nicht kalt wird. Aber nur, weil er noch immer so schön laut ein böser Bube ist.