Bei der EU-Wahl 2024 gewann die FPÖ auch im Bezirk Liezen stark an Stimmen – im Vergleich zur gesamten Steiermark und zu Gesamt-Österreich sogar überdurchschnittlich viel. 31 Prozent der Wählerinnen und Wähler stimmte für Blau, der Österreich-Schnitt liegt bei 25,4 Prozent. In 15 der 29 Orte siegten die Freiheitlichen.

FPÖ-Hochburg ist Rottenmann. Dort gaben fast 38 Prozent der Partei ihre Stimme. Was könnte der Grund dafür sein? „Ich glaube, dass da die Landespolitik eine sehr große Rolle spielt“, sagt ÖVP-Bürgermeister Günter Gangl. Die FPÖ positioniere sich schließlich stark gegen das Leitspital, was bei vielen Rottenmannern auf großes Gefallen stoße. „Das honoriert die Bevölkerung, sie will vermutlich ein Zeichen setzen. Und das werden wir heuer noch zweimal sehen.“ Gangl meint damit die bevorstehenden Nationalrats- und Landtagswahlen. „Das Leitspital wird da eine Rolle spielen.“

Die ÖVP ist in einigen Gemeinden stark abgestürzt, besonders im westlichen Teil des Bezirks. In Ramsau am Dachstein haben die Türkisen 19,3 Prozent verloren, und auch in den umliegenden Gemeinden Schladming, Haus, Aich und Michaelerberg-Pruggern sind es 16 bis 18 Prozent weniger. Insgesamt hat die Volkspartei im Bezirk 11,8 Prozent verloren.

Neue Partei DNA in zwei Orten stark

In zwei Gemeinden im Bezirk Liezen war die neue Partei DNA besonders stark: in Michaelerberg-Pruggern und in Aigen im Ennstal. DNA setzt sich unter anderem stark für „gesundheitliche Selbstbestimmung“ ein. Während sie in Gesamt-Österreich 2,7 Prozent der Stimmen erhalten hat, sind es in Michaelerberg-Pruggern und Aigen 5,1 Prozent.

Warum das so ist, kann sich Dieter Stangl, Bürgermeister von Michaelerberg-Pruggern (ÖVP), nicht erklären. „Das waren ein paar Leute, vielleicht eine Familie oder ein Freundeskreis“, sagt er. Er könne sich vorstellen, dass es sich dabei um Protestwähler handelt oder sich einige einfach einen Spaß erlaubt haben. „Es kann aber auch sein, dass sich dabei wirklich jemand etwas gedacht hat. Ich habe keinen Bezug zu der Partei und daher keine Ahnung.“ Er betont aber, dass Michaelerberg-Pruggern keine DNA-Gemeinde sei.

SPÖ in traditionell roten Gemeinden stark geblieben

Es gibt aber auch ein paar rote Bastionen im Bezirk Liezen, so etwa Selzthal. Dort haben 47,3 Prozent die SPÖ gewählt. Damit ist der Ort sogar unter den Top 10 mit den meisten Rot-Wählern österreichweit. Selzthal war immer eine SPÖ-Gemeinde als Eisenbahner-Hauptstadt, erklärt Bürgermeister Johann Mitterhauser. Er ist seit 2020 der erste ÖVP-Bürgermeister nach jahrzehntelanger SPÖ-Regentschaft. „Dieses Ergebnis war zu erwarten.“

Die prozentuell zweitmeisten SPÖ- und wenigsten FPÖ-Wähler hat Wildalpen. Auch die umliegenden östlichen Gemeinden des Bezirks waren SPÖ-stark. Wildalpen habe eine starke Verbundenheit mit dem roten Wien, erklärt die rote Bürgermeisterin Karin Gulas. Schließlich leite man das Trinkwasser nach Wien, die Stadt sei der größte Arbeitgeber. „Wildalpen war schon immer eine treue SPÖ-Gemeinde.“

Verluste für ÖVP und Grüne, Zuwachs für KPÖ

Ebenfalls überwiegend rot gewählt haben die drei Ausseerland-Gemeinden Bad Aussee, Altaussee und Grundlsee. „Normalerweise haben die Leute im Ort eher viel Grün gewählt“, wundert sich der Altausseer Bürgermeister Gerald Loitzl (ÖVP). Die Grünen haben im Bezirk 3,8 Prozent verloren, in Altaussee 5,3.

Eine weitere Besonderheit: Grundlsee ist unter den Top 10 der Gemeinden mit dem größten Zuwachs für die KPÖ: Von 0,2 Prozent im Jahr 2019 sind die Stimmen auf 4,8 Prozent gestiegen.

Rückblick auf die Europawahl 2019

Die Wahlbeteiligung lag im Bezirk Liezen heuer bei 52,7 Prozent und liegt somit unter dem Österreich- und Steiermark-Schnitt. Schon bei der letzten EU-Wahl 2019 war die Wahlbeteiligung mit 51,1 Prozent hier die niedrigste unter den steirischen Bezirken. Damals lag die ÖVP bei 38 Prozent, die SPÖ bei 24,7, die FPÖ bei 18,6, die Grünen bei 10,1, die Neos bei 7,3 und die KPÖ bei 0,7.