Die steirischen Jugendlichen blicken mit Zuversicht in die Zukunft und „leben weiter im pragmatischen High-Tech-Biedermeier mit sozialer Nahraumorientierung“, fasst der Autor der steirischen Jugendstudie 2017 und Chef der Arge Jugend gegen Gewalt und Rassismus, Christian Ehetreiber, die Stimmung unserer Schüler zwischen 12 und 20 Jahre zusammen.
Die 2257 befragten Jungen stehen – wie schon bei den letzten vier Umfragen seit 2007 – auf einem festen Fundament. Bei den mehrheitsfähigen „sehr wichtigen Werten“ ist einer am gefragtesten: Die Familie steht für 72,1 Prozent ganz oben. Gefolgt von Gesundheit, Spaß haben, Freundschaft, Beruf und Bildung.
Was die Kofinanciers der Studie, Landesrätin Ursula Lackner, Landesschulratspräsidentin Elisabeth Meixner, aber auch den Vizepräsidenten der Wirtschaftskammer Andreas Herz besonders freut, ist das klare Bekenntnis der Jungen zur EU - trotz des von den Briten eingeleiteten Brexit aus der Europäischen Union und der Öxit-Diskussionen: Die Jungen seien wieder politischer, vor allem aber seien sie überzeugte Europäer. Was nicht verwundert, sind die Befragten doch auch von ihrem Geburtsjahrgang her bereits allesamt geborene EU-Staatsbürger.
Frieden und Wählen im Aufwärtstrend
In der Statistik lassen sich die Zeichen der Zeit vor allem im Vergleich zu den Zahlen aus der ersten Umfrage 2007 ablesen. Die Werte, die für besonders viele Jugendliche an Bedeutung gewonnen haben, sind etwa das aktive Wahlrecht (plus 26,7 auf 43,7 Prozent), Frieden (plus 13,2 %), Umweltschutz (ein Plus von 13,4 %) und Fairness (+ 10,2 %).
Der Schub zu mehr Ernsthaftigkeit geht einher mit einer Absage an Spiel, Spaß und Party: Im Vergleich zu 2007 gaben um 23,6 % weniger Jugendliche an, dass „Partys und Ausgehen“ für sie sehr wichtig sind. Der Stellenwert von Markenmode ist im Vergleich zur letzen Umfrage 2014 sogar um minus 13,8 Prozentpunkte dramatisch eingebrochen.
Party und Markenmode im Sinkflug
"Party und Markenmode", das war für meine Generation noch ganz wichtig, schmunzelt der Grazer Jugendstadtrat Kurt Hohensinner. Für ihn und Ursula Strohmayer von der Arbeiterkammer, die ebenfalls zu den Auftraggebern der Studie zählen, ist die Repolitisierung der Jungen auch eine Folge der politischen Bildungsarbeit in und außerhalb der Schulen. Und das Wahlrecht, dass seit 2003 ja schon 16-Jährige auch ausüben können, hätte wohl auch seine positiven Effekte.
Reaktion auf den Terror
Für die Studienautoren Thomas Lederer-Hutsteiner (x-Sample Sozialforschung) und Christian Ehetreiber von der Arge Jugend ist der neue Ernst der Jungen aber vor allem eine Folge der unruhigen Zeiten. Terror und Flüchtlingskrise, neue Nationalismen und ein forscherer Ton in der Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump, Wladmimir Putin und Recep Tayyip Erdogan würden die Bedeutung von Frieden und politischer Mitbestimmung unter den Jugendlichen deutlich steigern.
Bernd Hecke