Ermittelt wird gegen den mittlerweile pensionierten Internisten schon seit drei Jahren. Wie die Kleine Zeitung bereits im März 2014 exklusiv berichtet hatte, erstattete die MedUni Graz damals selbst Anzeige gegen einen Professor, der in der Krebsforschung für die Uni tätig gewesen war. In dieser Funktion soll er rund 800.000 Euro an Forschungsgeldern, Aufwandsentschädigungen und Sponsorgeldern auf sein Privatkonto fließen lassen haben. Mittlerweile ist die Anklage gegen den Altprofesser fertig.
Die Staatsanwaltschaft Graz bestätigte am Freitag einen entsprechenden Bericht des ORF Radio Steiermark. Insgesamt gehe es um rund 1,1 Millionen Euro und drei Tathergänge: Zum einen soll der Arzt jahrelang Geld von Pharmafirmen auf sein Privatkonto überwiesen bekommen haben. Dabei ging es um Krebs-Forschungsgelder, Aufwandsentschädigung und Sponsoring des Mediziners. Knapp 800.000 Euro scheinen in der - nicht rechtskräftigen - Anklage auf, sagte Sprecher Hansjörg Bacher.
Handel mit "Schrottaktien"
Zudem flossen rund die 144.000 Euro an Förderungen für ein Stammzellen-Projekt auf das Konto des Verdächtigen. Der dritte Anklagepunkt beschäftigt sich mit Aktien, die der frühere Professor an eine Bank weiterverkaufte. Dabei soll es sich laut Bacher um "Schrottaktien" gehandelt haben, die ihm offenbar schon zuvor jemand überteuert verkauft haben könnte. Die Anklage wurde vom Anwalt des Arztes beeinsprucht. Der Akt - er umfasst zwölf Bände - liegt laut Bacher seit Donnerstag beim Oberlandesgericht Graz und ist daher nicht rechtskräftig. Der ORF zitierte Anwalt Harald Christandl, wonach sein Mandant unschuldig sei, denn die Zahlungen seien mit der Med-Uni nur nicht abgerechnet worden.
Aufgeflogen war der Fall kurz nach der Pensionierung des Mediziners. Offenbar hatten Mitarbeiter der Med-Uni bei der Räumung seines Büros verdächtige Unterlagen gefunden. Wofür der in Graz wohnhafte Arzt das Geld verwendet hat, ist unklar. Laut Anklage habe er sie für "unbekannte, private Belange" ausgegeben. Die Staatsanwaltschaft Graz hat gewerbsmäßigen schweren Betrug angeklagt.