Es war ein Kraftakt, begleitet von monatelangen Verhandlungen. Kages-Betriebsratsvorsitzender Michael Tripolt sagt im Rückblick: "Gesundheit ist keine Spielwiese für Parteipolitik und Populismus. Es war wichtig, das zu beherzigen."
Ebenso wichtig war es, die Gehälter der Ärzteschaft und der Pflege nachhaltig zu verbessern, weil sich in Österreich die Spitalsgesellschaften gegenseitig in die Höhe lizitieren und je nach Gehaltslage Personalzuwächse oder -abgänge zu verzeichnen haben.
Gehälter: Steiermark liegt im Vergleich vorne
Eines ist nach dem Studium der Zahlen und ersten Vergleichen klar: Mit dem 130-Millionen-Euro-Paket hat die Steiermark in den meisten Bereichen die Nase vorn.
Das Dienst- und Besoldungsrecht der Krankenanstalten wurde außerdem aus dem Landesdienst- und Besoldungsdienstrecht ausgelagert, weil die Mehrheit, die es betrifft – rund 20.000 Menschen –, bei der Kages arbeitet.
Das Land erklärt: "Durchschnittlich erhöhen sich die Gehälter für Ärzt:innen um circa 15 Prozent und für Pfleger:innen um durchschnittlich über zwölf Prozent. Die Einstiegsgehälter werden um jeweils über 25 Prozent angehoben. Die Gehaltserhöhungen für die Kages-Mitarbeiter:innen treten somit ab September 2023 in Kraft und werden im November rückwirkend ausbezahlt. Die Vordienstzeiten-Regelung für alle Berufsgruppen wird mit 1. 7. 2022 rückwirkend in Kraft treten."
LH Christopher Drexler und Vize-LH Toni Lang hoben die Bedeutung der Entscheidung hervor. "Mit dem heute beschlossenen Personalpaket schaffen wir eine nachhaltige Verbesserung für unsere Kages-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter", so Drexler. Lang: "Aufgrund unserer umsichtigen Budgetpolitik in den vergangenen Jahren haben wir uns jenen Spielraum erarbeitet, den es braucht, um solche Vorhaben auch finanzieren zu können."
"Höhere Einstiegsgehälter und zugleich ein insgesamt attraktives Gehaltsschema machen die Kages zu einem der attraktivsten Gesundheitsdienstgeber österreichweit", so Personallandesrat Werner Amon.
Tunesische Pflegekräfte für 2024 erwartet
Interessant ist, dass zwar noch 700 Stellen in den Kages-Spitälern nicht besetzt sind, aber im Oktober 2023 es bei den Ärzten (60 Zugänge, 35 Abgänge) und in der Pflege (200 Zugänge, 60 Austritte) zum ersten Mal wieder positive Zahlen zu verzeichnen sind.
100 tunesische Pflegemitarbeiterinnen werden außerdem 2024 erwartet.
Was dem System insgesamt zu schaffen macht, ist die hohe Teilzeitquote: Bei Fachärzten sind es 32 Prozent, in der Pflege 47 Prozent. Das erleichtert die Planung nicht gerade.
Die Pflegereform bei den Gehältern
Rund 62 Millionen des 130-Millionen-Kuchens sind für die Pflege bereitgestellt. Es geht um vier Bereiche:
DGKP, MTD, Hebammen, Psychotherapeuten und -therapeutinnen, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, MTF, Sporttherapeutinnen und -therapeuten etc. können sich über folgende Steigerung freuen: Das Jahresbrutto/Gehaltsstufe 1 erhöht sich auf 47.006,4 Euro (plus im Vergleich zum alten Gehaltsschema 6991,6 Euro), in der Stufe 2 steigt man auf 47.846,4 Euro. Je nach Gehaltsstufe sind die Aufwertungen unterschiedlich, aber mindestens gibt es 2794,4 Euro mehr brutto im Jahr. Spitzenverdienst/Gehaltsstufe 23: 65.024,4 Euro brutto.
PFA, zahnärztliche Assistentinnen und Assistenten, operationstechnische Assistenz, medizinische Fachassistenz, neue MTF, medizinische Fachassistenz: In der Stufe 1 beträgt das Jahresbrutto jetzt 40.706 Euro brutto (plus 4140,4 Euro mehr als im alten Schema), mindestens stehen 2041,8 Euro mehr pro Jahr mehr am Gehaltskonto. Spitzenverdienst in Gehaltsstufe 23: 55.108,2 Euro.
Pflegeassistenz, Laborassistenz, Röntgenassistenz und Operationsassistenz: Die Gehaltsstufe 1 beginnt jetzt bei 37.206 Euro brutto (2016,6 Euro plus im Vergleich zum alten Schema). Mindesterhöhung/Jahresbrutto: 1519,6 Euro. Spitzenverdienst/Gehaltsstufe 23: 49.596,4 Euro.
Weitere Assistenzberufe/Rettungssanitäterinnen und -sanitäter, Laborgehilfinnen und Laborgehilfen: Die Gehaltsstufe 1 startet bei 35.232,4 Euro brutto (plus Jahresbrutto im Vergleich zum alten Schema 2022,6). Mindesterhöhung/Jahresbrutto: 1525,6 Euro. Spitzenverdienst/Gehaltsstufe 23: 47.622,4 Euro/Jahr.
Dienste etc. sind hier nicht eingerechnet – und erhöhen das Gehalt.
Diskussionen im MTD-Bereich und bei Hebammen
Die KPÖ kritisiert: "Bei den medizinisch-technischen Diensten (MTD) – darunter fallen z. B. Radiologietechnolog:innen, Physiotherapeut:innen und biomedizinische Analytiker:innen – werden durch das neue Gehaltsschema die steuerfreien Zulagen in das reguläre Entgelt inkludiert. Dadurch werden diese zwar pensionsrelevant, jedoch ergibt sich bereits ab der sechsten Gehaltsstufe unterm Strich ein niedrigeres Gehaltsniveau als im alten Schema."
Auch dafür gibt es eine Lösung: MTD und Hebammen, die vor 2018 im Job angefangen haben, sollten im alten Schema bleiben, heißt es. Sieben Millionen Euro von den 130 Millionen sind für diesen Bereich reserviert – das entspricht auch der Kopfzahl in dem Bereich.
Das verdienen Ärzte
Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung (Basis, Allgemeinmedizin, Sonderfach) machen einen großen Sprung: In der Gehaltsstufe 1 startet man mit einem Jahresbrutto von 64.400 (über 14.000 Euro Jahresdifferenz zum alten Schema). Mindesterhöhung/Jahresbrutto: 8178,8 Euro/Jahr brutto. Die höchste Gehaltsstufe 7 liegt bei 75.600 Euro brutto pro Jahr (plus 11.852 bzw. 8178,8 Euro).
Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner sowie Ärztinnen und Ärzte mit Sonderfachausbildung mit Jus practicandi kommen in der Gehaltsstufe 1 auf 77.700 Euro (plus 15.569,4/Allgemeinmediziner bzw. 27.692 Euro/Sonderfachausbildung). Spitzenverdienst/Gehaltsstufe 19: 107.735,6 Euro.
Zahnärztinnen und Zahnärzte sowie Allgemeinmedizinerinnenund Allgemeinmediziner mit spezieller Qualifikation starten bei einem Jahresbrutto von 84.000 Euro (plus 21.869,4 Euro). Spitzenverdienst/Gehaltsstufe 19: 137.200 Euro brutto.
Fach- und Oberärztinnen und -ärzte starten in der ersten Gehaltsstufe bei 105.000 Euro brutto (plus 21.425 Euro im Vergleich zum alten Schema). Spitzenverdienst/Gehaltsstufe 19: 158.200 Euro (plus 11.701 im Vergleich zum alten Schema).
Dienste, Sondergebühren etc. sind hier nicht eingerechnet und erhöhen das Gehalt.
Außerdem wird in einigen Detailbereichen der Umstieg empfohlen, in anderen der Verbleib – es gibt wenige Sonderfälle.
Die Funktionsvergütung für Führungskräfte wird zu einer Funktionszulage auf 1000 Euro erhöht, 14-mal ausgezahlt und ist damit auch abfertigungswirksam.
Ein Ärzte-Beispiel
Ein 40-jähriger Facharzt mit zehn Dienstjahren als Facharzt verdient mit drei Wochendiensten und einem Sonn- oder Feiertagsdienst im Monat 14.300 Euro (brutto). Das sind gut 1000 Euro mehr als zuvor.
Ohne Nacht- oder Wochenenddienste verdient ein Oberarzt mit 40 Stunden und 5-Tage-Woche 11.400 Euro (brutto), das sind um gut 800 Euro mehr als zuvor.
Der bürokratische Aufwand und Vordienstzeiten
Thomas Bredenfeldt, Direktor für Personal & Recht, sagt: "Man kann ins neue Gehaltsschema elektronisch umsteigen – bis 2. November für Schnellumsteiger, insgesamt ist aber Zeit bis 31. 5. 2024. Inklusive September 2023 wird nachgezahlt."
Auch die Vordienstzeiten, wenn vorhanden, werden neu erfasst, was einen beträchtlichen Aufwand erfordert.
Didi Hubmann