Sie sind wissenschaftliche Leiterin des neuen Lehrgangs Forensic Nursing. Wieso braucht es diese Spezialisierung?
SARAH HEINZE: Wir möchten uns vermehrt mit dem Thema Gewalt und Dokumentation von Gewalt beschäftigen. In Österreich gibt es nur sehr wenige Gerichtsmedizinerinnen und -mediziner, was bedeutet, dass wir die flächendeckende Versorgung, die gefordert wird, gar nicht leisten können. Zudem versuchen wir es, zu vermeiden, ein Opfer nach Gewalt mehrfach zu untersuchen, zumal ja auch Spuren mit der Zeit verschwinden bzw. nicht mehr sichtbar oder auch abgewaschen sind. Aus diesem Grund wollen wir mithilfe dieser neuen Ausbildung jene Menschen, die vor Ort sind, darin schulen, Gewalt zu erkennen. Denn wenn keiner die Gewalt erkennt, kann man auch keine Spuren und Beweise sichern oder entsprechend dokumentieren. Die Befunde müssen so gut sein, dass diese später in einem etwaigen Strafverfahren auch verwendet werden können. Und schließlich geht es auch darum, zu vermitteln, wie man mit einer Person, die Gewalt erlitten hat, umgeht und sie anspricht.