Erdal Akdağ traute seinen Augen nicht. Der gebürtige Türke besitzt einen kleinen Supermarkt in der Keplerstraße in Graz. Wie jeden Abend machte er auch am vergangenen Sonntag einen Spaziergang, vorbei an seinem Geschäft hin zur Mevlana Camii Moschee in der Josefigasse, als er auf einmal vor einem abgetrennten Schweinekopf stand. "Der Kopf muss von einem Ferkel gewesen sein, er war sehr klein", beschreibt Akdağ den grauslichen Fund. Unbekannte Täter haben gegen 21.40 Uhr den Kopf des Tieres auf dem Fliesenboden beim Fraueneingang zur Moschee abgelegt. Die Mevlana Camii Moschee wird vorrangig von türkischstämmigen Menschen besucht. Bis auf zwei Männer im Innenhof befand sich zu diesem Zeitpunkt niemand in der Moschee, sagt Akdağ. Das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung hat nun die Ermittlungen übernommen.

Bereits 2016 legten Täter Schweinekopf vor Moschee ab

Nach dem erneuten Anschlag auf eine Grazer Moschee wächst unter Muslimen die Sorge vor Angriffen auf ihre Gotteshäuser. "Das Gleiche ist 2016 passiert, jetzt hat es uns getroffen. Das können nur Extremisten gewesen sein", sagt Hasan Barlas, Obmann der Moschee. Die beiden Männer erinnern sich an den Anschlag auf die Baustelle des Islamischen Kulturzentrums in der Grazer Laubgasse zurück. Damals konnte ein 46-Jähriger verhaftet werden. Auch zwei Beamte des Heeresabwehramts mussten sich 2020 in der Causa vor einem Schöffensenat am Grazer Straflandesgericht verantworten. Sie sollen von den Anschlagsplänen gewusst, aber die Informationen nicht weitergegeben haben. 2021 wurde der Major zu einer Geldstrafe von 16.200 Euro verurteilt, der Oberst zu 25.200 Euro. Beide Männer legten Berufung ein, das Verfahren ist noch am Laufen.

Attacken auf Gotteshäuser so hoch wie noch nie

Dass Terror aber keine Religion kennt, weiß Daniela Grabovac, Leiterin der Antidiskriminierungsstelle in Graz: "Der Angriff auf die evangelische Kirche, Sprengsätze am Königreichssaal der Zeugen Jehovas und jetzt das. Die Intensität der Attacken auf religiöse Einrichtungen war noch nie so stark spürbar wie in diesem Jahr." Bei den Tätern soll es sich in den meisten Fällen um Rechtsextremisten oder religiöse Fundamentalisten handeln, so Grabovac.

Akdağ alarmierte nach dem Fund sofort die Polizei, die den Tatort untersuchte und keine weiteren Schäden an der Moschee feststellen konnte. Trotzdem wirft die hohe Zahl an Anschläge bei den Betroffenen die Frage auf, ob Glaubenseinrichtungen künftig besser geschützt werden sollen? Laut Landespolizei ist kein Polizeischutz vorgesehen. Man wolle sich aber vermehrt auf alle Gotteshäuser konzentrieren und die Streife in diesen Bereichen erhöhen, heißt es.